Susanne von Geborgen Wachsen hat vor ein paar Tagen ihr drittes Kind, einen kleinen Sohn zur Welt gebracht. Ihr Blog ist so besonders und einzigartig und ich teile ihre Meinung bis in jedes kleinste Detail darüber was es bedeutet, wenn Kinder genau so ins Leben starten können und eben genau das dürfen: geborgen wachsen. Und weil es bei uns ja auch gerade Mal 1,5 Jahre her ist, daß unser Baby Nummer 3 zur Welt kam, kann ich alles so nachfühlen. Unsere ersten, zarten Augenblicke, das unfassbare Glück und auch der Moment als sie endlich da war und wir sie so fest in unseren Armen hielten, daß sie ganz sicher spürte: Wir lassen sie nie wieder los. Susanne hat in ihrem Blog dazu aufgerufen, unser Wochenende in Bilder zu schildern. Was natürlich mit ihren Bildern aus dem Wochenbett, die dermassen mit Liebe und Frieden durchflutet sind, in keinster Weise zu toppen ist 😉 Aber trotzdem hier ist es, unser Osterwochenende in Bildern und Farbe und … natürlich aus ganzem Herzen.
Das ist meine Geburts- und Heimtstadt Bad Tölz. Ich lebe so unglaublich gerne im Isarwinkel. Hier der Blick für euch vom Tölzer Kalvarienberg.
Das ist sie noch einmal die Kalvarienbergkirche von der Isarbrücke aus.
Am Karfreitag ist sie besonders schön geschmückt. Kati und ich zünden ein Kerze an, weil ich nie an Kirchen vorbei gehen kann ohne Kerzen anzuzünden. Für uns ist es irgendwie ein Ritual geworden, um unsere Gebete in den Himmel zu schicken.
Es gibt so viele Osterrituale im Isarwinkel, dass ich dem Ganzen eigentlich einen ganzen Blogartikel widmen sollte. (nächstes Jahr zu Ostern dann;-) Eines davon ist die “Heilge Stiege”, die sich in der Tölzer Kalvarienkirche befindet. Nach einer alten Tradition beten bis heute noch die Menschen kniend am Karwochenende jede Einzelne der insgesamt 28 Stufen bis nach oben. ( z.B. das Vater unser)
Am Kalvarienberg.
Noch ein paar Kleinigkeiten in der Tölzer Marktstraße abholen, damit der Osterhase am Sonntag nicht mit leeren Händen da steht.
Entenfüttern an der Isar.
Die Verlosung des Frühlingsostergewinnspiels auf dem aus ganzem Herzen Blog.
Am Abend haben wir mit meiner Nichte Lisa alle zusammen noch ihren 17.Geburtstag gefeiert! 17, unglaublich, ich kann es immer noch nicht fassen…kleine, große Lisa.
Im Arzbacher Hof gab’s Ostern natürlich auch jede Menge zu tun. Und weil wir beim Arbeiten keine Zeit zum fotografieren haben, sondern schauen müssen, daß unsere Gäste glücklich und satt sind – ist klar…nur ein paar wenige Bilder eines turbulenten Osterwochenendes.
Alle Jahre wieder kommt der Arzbacher Hof Osterhase und beschenkt unsere lieben Gäste.
Vor allem auch die Kinder…
Jahrtag der Freiwilligen Feuerwehr Wackersberg-Arzbach am Ostermontag im Arzbacher Hof. Auch der kommt alle Jahre wieder…
Ostern bei uns in den Alpen ist geprägt von Traditionen und Brauchtum. Aber davon erzähle ich euch dann ein anderes Mal. Heute lasse ich die Bilder für euch sprechen…ich hoffe ihr hattet alle ein durchweg wundervolles Osterfest in angenehmer Gesellschaft. Was bedeutet Ostern für euch? Wie durftet ihr eure Feiertage verbringen?
Wir lesen, sehen und hören uns bald wieder,
alles Liebe aus ganzem Herzen, M.
Fotos M.Linke/ Foto Kirche Wackersberg Hans Demmel
Heute war so ein wunderschöner Karsamstag! Vormittags war es bewölkt und bis zum Nachmittag kam die Sonne immer mehr durch. Genau pünktlich zu Ostern. Ich habe mir zwei unserer Kinder geschnappt und bin mit dem Zettel bewaffnet auf dem alle 41 Namen der Gewinnspielteilnehmer standen an unser Lieblingsplätzerl an der Isar. Tom jr. hat mit geschlossenen Augen die Gewinner gezogen und falls er geschummelt hat, macht das nichts, weil er kann nämlich noch nicht lesen. Es war also definitiv eine intuitive Glücksverlosung.
Ich würde euch am allerallerliebsten alle einen Preis zuschicken, weil ich mich doch so sehr über jeden Einzelnen gefreut habe, der mitgemacht hat. Ich verspreche ich schaue mich wieder nach schönen Dinge für euch um und allerspätestens im Sommer gibt es wieder ein Gewinnspiel aus ganzem Herzen. Indianerehrenwort. Aber jetzt geht’s los…tatatata…hier sind die Gewinner!
Die Gewinnerin des Kissens ist: Ramona!
Die Gewinnerin des Holzherzes ist: Roswitha Heufelder!
Und nun noch eine Gewinnerin: Katharina vom Blog so nah uns so fern gewinnt den Steinbock!
Ich danke euch so sehr für’s Mitmachen und wünsche euch sonnige Tage und ein wundervolles Osterfest in bester Gesellschaft!
Bisher habe ich vergleichsweise wenig über den Arzbacher Hof geschrieben, obwohl es doch so einen großen Teil in unserem Leben ausmacht. Deswegen nehme ich euch ab sofort immer mal wieder auf eine kleine Bilderreise mit…das war sie also die vergangene Woche bei uns im Arzbacher Hof.
Wir haben noch einmal richtig Schnee bekommen im Isarwinkel! Von Arzbach aus sind es nur 10 Minuten Autofahrt bis zur Bergbahn und einmal oben angekommen, ist es jedes Mal wie eine andere Welt. Ich weiß nicht wie man dieses Gefühl nennt, wenn man da oben auf dem Brauneckgipfel sitzt und gefühlt vom Himmel aus auf den Arzbacher Hof hinunter schaut? Verbundenheit? Gipfelglück?
Die Abfahrt ist traumhaft. Skifahren macht definitiv glücklich…
Gutes Essen auch 😉
Am Sonntag Nachmittag findet dann das 7. Arzbacher Hof Schafkopfturnier statt! Dafür gibt es sagenhafte Preise – der Hauptpreis ist dieses Jahr ein Wiesntisch für 10 Personen inkl. Getränke und Essen!
Ich wünsche euch einen ganz wundervolles Start in eine grandiose Woche!
Da gibt es einen ganz tollen Blog von der bezaubernden Katharina, denn ich täglich und so gerne lese, weil er eben soooo wundervoll ist und deswegen freue ich mich heute ganz besonders, daß ich bei www.sonahundsofern.com einen Gastbeitrag über unseren Alpencampingplatz schreiben durfte. Aber lest selber…
Letzte Woche konntet ihr im aus-ganzem-Herzen-Blog das erste Gipfeltreffen nach lesen, diese Woche stelle ich euch den ersten Herzensmenschen im Arzbacher Hof vor. Am allerliebsten hätte ich sie auch zu einem Gipfeltreffen eingeladen, aber dafür hatte uns leider die Zeit gefehlt. Seit vielen Jahren kommt sie in regelmäßigen Abständen zu uns in den Arzbacher Hof, nämlich immer dann wenn sie das Ferienhaus der Solanusschwester in Lenggries besucht. Wenn sie mit strahlenden Lächeln und ihren leuchtenden Augen den Raum betritt, ist es genauso wie wenn die Sonne aufgeht. Sie begrüßt uns freundlich, macht ein paar kleine Witze-wir sind uns wie immer kollektiv einig: Wie schön, daß du wieder hier bist Schwester Jutta. Ihr geht es auch so, betont Schwester Jutta und vor einiger Zeit hat sie uns allen eine Halskette mit einem gesegneten Tau-Kreuz als Talisman geschenkt, die wir seitdem alle hüten wie einen kleinen Schatz von einem ganz besonderen Menschen. Das letzte Mal war Schwester Jutta im Herbst bei uns und ich habe ganz schnell alles stehen und liegen lassen und ihr zwischen Sonntagmittagsbetrieb, Bierbratel und Radler ein paar Fragen gestellt. Ich habe mich so gefreut, daß sie da war und obendrein meine Fragen auch noch gerne beantworten wollte und irgendwie haben wir es geschafft in der kurzen Zeit, Schwester Juttas Leben in Umrissen aufzuschreiben, wenn da auch noch sicher viel Platz für die Details wäre. Ich bitte euch aus ganzem Herzen, zwischen den Zeilen zu lesen und besonders mit offenen Herzen. Schau genauer hin, dann kannst du so wie auf dem Titelbild in ihren verschmitzten Augen ihren herzerfrischenden Humor und den unglaublich liebenswürdigen Menschen der sie zweifelsohne ist, erkennen. Schwester Jutta kommt meistens in Begleitung von einer Mitschwester oder so wie heute von Walter. Darum meine erste Frage…
Liebe Schwester Jutta, ich freue mich so, daß du und Walter wieder hier seit. Kannst du mir kurz erzählen, woher ihr euch überhaupt kennt?
Walter ist ein guter, langjähriger Freund von uns Solanusschwestern. Er und seine Frau Elsa, hatten vor sehr langer Zeit einmal in Landshut in unserem Mutterhaus vorgesprochen, sie würden gerne etwas mit den Schwestern unternehmen, wie eine Bergtour zum Beispiel und auch gerne da helfen, wo einmal Not am Mann ist. Zugegeben eine eher ungewöhnliche Art der Freundschaftsanfrage. Also ich habe mir im ersten Moment gedacht, mit denen stimmt doch was nicht. (Schwester Jutta lacht laut und zwinkert zu Walter rüber) Aber ich muß sagen die Freundschaft hat sich bewährt und ist heute nicht mehr wegzudenken. Walters Frau Elsa ist vor ein paar Jahren leider verstorben, doch die Verbindung zu uns Schwestern blieb trotzdem und Gottseidank weiterhin bestehen.
So, vorweg gleich die wichtigste Frage…
Warum ich ins Kloster gegangen bin?
Genau. Warum bist du ins Kloster gegangen Schwester Jutta?
Für mich war es eine Berufung, an der ich bis heute nicht gezweifelt habe.
Ab wann hattest du zum ersten Mal den Wunsch verspürt ins Kloster gehen zu wollen und warum wurde es letztendlich dann der Orden der Solanusschwestern in Landshut?
Ich hatte damals eine Hauswirtschaftslehre bei den Solanusschwester begonnen und merkte ziemlich schnell, das wäre alles auch was für mich. Nach der Ausbildung habe ich noch ein weiteres Jahr als Angestellte im Haus gearbeitet, bevor ich mich entgültig dazu entschloss dem Orden beizutreten. Es dauert relativ lange bis man sein Gelübe ablegt und damit offiziell Solanusschwester ist. Als erstes hat man eine Art Probezeit, die Kandidatur, das Postulat, anschließend das Noviziat, das zwei Jahre dauert, Profess auf1 Jahr, dann auf 3 Jahre und als allerletztes folgt dann die “Ewige Profess” die Profess auf Lebenszeit.
Da hast du dann dein Gelübde abgelegt?
Ja, das Gelübde auf Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit und wir Schwestern leben in Gemeinschaft.
Ich habe es nicht gefragt, aber es mir im Nachhinein gedacht. Es war bestimmt auch nicht einfach für die Familie von Schwester Jutta, ihre Tochter das Reserl, so hieß Schwester Jutta nämlich früher, ziehen zu lassen. Für uns hinterlässt der Gedanke an das Ablegen eines solchen Gelübdes oft ein “einengendes” Gefühl. Man verzichtet unter Umständen auch darauf einen Teil von einem selbst zu leben und nicht jeder ist sicherlich dafür geeignet. Aber ist es doch nicht auch so, daß wir das mit jeder Entscheidung die wir im Leben treffen nicht auch selbst ein Stück weit tun? Entscheide ich mich dafür zum Beispiel Kinder zu bekommen, übernehme ich Verantwortung und stelle zumindest vorrübergehend die eigene Freiheit und Selbstverwirklichung hinten an. Wähle ich einen bestimmten Beruf, schließe ich einen anderen aus…usw. Im Grunde ist also jede Entscheidung für oder gegen etwas, es kommt immer auf die Perspektive an aus der wir es betrachten. Schwester Jutta hat sich aus ganzem Herzen für ihren Glauben und ihr Leben als Nonne entschieden.
Die Kirche wird zur Zeit öffentlich oft scharf kritisiert. Was sagst du dazu, wo du doch so sehr mit dem katholischen Glauben verbunden bist?
Natürlich wenn etwas schief läuft, kann das keiner für gut heißen. Aber das tue ich grundsätzlich nicht, egal ob es in der Kirche oder außerhalb geschieht. Unrecht bleibt Unrecht. Wir organisieren im Orden oft Zusammenkünfte mit Jugendlichen in denen auch viel diskutiert und besprochen wird. So hat mir kürzlich erst ein junger Mensch genau die gleiche Frage gestellt wie du jetzt. Er hat auch kritisiert, daß die Kirche sich zu wenig für die Belange von Bedürftigen einsetzen würde. Und ich habe geantwortet indem ich ihn gefragt habe, was tust du, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Weil darauf kommt es an, was jeder einzelne beiträgt, ob er seinen Glauben lebt und Liebe weitergibt und nicht darauf was die Kirche macht. Die Kirche besteht auch nur aus Menschen. Der Orden versucht immer nach dem Grundsatz unseres Gründers Pater Jakob Schauermann (1880-1957) zu handeln und auf die Zeichen der Zeit zu achten.
Was bedeutet das konkret?
Das bedeutet die Augen und Ohren offen zu halten für das was um uns herum passiert. Wir leben ja nicht isoliert in einem Kloster und bekommen von der Welt da draußen nichts mit. Erst kürzlich wurde bei uns im Orden besprochen, ob wir Flüchtlinge aufnehmen können oder nicht. Wir haben uns entschieden es nicht zu tun, obwohl Gründe wie die reine Nächsteliebe dafür sprechen würden. Die Entscheidung fiel viel mehr auf rationeller Ebene, weil wir Schwestern nicht mehr die Jüngsten sind und wir uns Aufgaben wie dieser im Moment nicht gewachsen fühlen. Hinzu kommt die Sprachbarriere und andere Dinge. Aber wir besprechen solche Sachen täglich in unserer Gemeinschaft und oft kann sicheine Entscheidung dann auch drehen. Es ist wichtig, nicht vorschnell zu handeln, nur aus dem spontanen Gefühl helfen zu wollen. Wir suchen nach der bestmöglichsten Lösung.
Ist es schwierig für euch neuen Mitschwestern zu finden, die dem Orden beitreten wollen?
Ja, ich denke das sind auch die Zeichen der Zeit. Unsere jüngste Mitschwester ist noch keine Vierzig und hatte ganz urplötzlich eine Rückenmarkinfarkt erlitten und sitzt seitdem im Rollstuhl. Sie meistert ihr Leben auch dank ihres starken Glaubens weiterhin sehr gut und kann sich auch nach wie vor selbst versorgen. Aber ich habe mich dennoch gefragt, was will uns Gott damit sagen? Wir werden alle nicht jünger und ich mache mir schon Sorgen, was mit uns Schwestern im Alter geschieht. Noch sind wir einigermaßen rüstig, aber das kann sich oft schnell ändern. Jetzt Michaela muß ich an das denken was du mir vorher erzählt hast. Das du manches Mal das Gefühl hast dringend etwas aufschreiben zu müssen, daß dir auf der Seele liegt. Du musst es die sprichwörtlich von der Seele schreiben.
Dieses Gefühl kenne ich sehr gut. So wie wenn einen ein Gedanke erst dann loslässt sobald man ihn frei lässt.
Genauso erging es mir vor einiger Zeit. Ich konnte nicht schlafen und bin also mitten in der Nacht aufgestanden und habe an unseren Gründer einen Brief geschrieben. Daran habe ich ihn um ein Zeichen gebeten, was denn jetzt unsere Aufgabe sei, wo wir doch langsam aber sicher älter werden und unsere Kräfte schwinden. Die Mitschwestern haben den Brief gelesen und waren sehr berührt, weil sie genauso fühlen.
Ein paar Tage später kam Schwester Jutta mit den Handwerkern welche die Woche über im Ferienhaus gearbeitet haben noch einmal zu uns in den Arzbacher Hof zum Schweinhaxn-Essen. Sie hatte einen großen Umschlag mit Unterlagen der Solanusschwester für mich dabei ( für deinen Blog;-) und unter anderem den Brief den sie damals an den Gründer geschrieben hatte. Darin schreibt sie über die Mißstände die ihr vorschweben, über ihre Ängste und Wünsche und ich bin aus ganzem Herzen dankbar, daß ich ihn lesen durfte. Er hat mich auch so berührt, weil er einfach so ehrlich und aus ganzem Herzen kam und mein Respekt vor Schwester Jutta ist dadurch nur noch größer geworden.
Du hast mir einmal von deinen Reisen zu den Missionsstationen erzählt, welche die Solanusschwestern weltweit aufgebaut haben. Kannst du mir kurz noch einmal davon erzählen, damit ich es aufschreiben kann?
Ich habe im Kloster unter anderem die Aufgabe erhalten, ein Zimmer zu räumen, zu sortieren…wenn eine unserer Mitschwestern im Orden verstorben ist. Darauf hin hat man mich auserwählt, meine erste Reise nach Natal/Südafrika anzutreten. Damals um die Missionsstation aufzulösen. Diese Reise hat mich sehr bewegt und so viel für mich verändert. Ich habe damals ein großes Feuer gemacht und all die Sachen die nicht mehr gebraucht wurden in Dankbarkeit verbrannt. Und als ich so am Feuer stand, kam mir der Gedanke: Du kannst alles Materielle verbrennen, es hat keine Bedeutung, das Herz aber (und die Seele) kannst du nicht verbrennen.
Wir unterbrechen das Gespräch für einen Augenblick. Schwester Jutta’s Augen füllen sich mit Tränen und ich kann so sehr fühlen, was sie im Moment fühlt. Und ich frage mich, was wäre passiert hätte man Schwester Jutta ihren Herzenswunsch erfüllt, auf einer der Missionsstationen des Ordens zu arbeiten? Das Gelübte beinhaltet auch Gehorsam und Schwester Jutta ist in Landshut im Mutterhaus geblieben, weil sie da gebraucht wurde. Ich kann mir das gut vorstellen, weil ihre ansteckende Energie einfach zu positiv ist, um darauf verzichten zu können.
Du durftest noch einmal auf eine große Reise gehen?
Ja und dafür bin ich unendlich dankbar. Ich reiste für drei Wochen nach Coroatá in Brasilien. Diese Reise hat mir so viel bedeutet und ich durfte in dieser kurzen Zeit unglaublich viel lernen.
Schwester Jutta schwärmt mir noch von dem Land und von den Menschen vor. Erzählt aber auch von der Notwendigkeit und der Hilfe der Missonsstätte dort und ich könnte ihr noch stundenlang zuhören.
Es gibt mit Sicherheit auch viel in Landshut zu tun, darum hat man dich dann wieder zu Hause gebraucht.
Ja, es gibt viel zu tun. Der Orden ist ja auch der Träger des Kinderkrankenhauses St.Marien ( in dem übrigens Herr Dr. Bethke siehe 1.Gipfeltreffen für ein Jahr Schulleiter der Berufsschule für Kinderkrankenpflege war, so klein ist die Welt) und dann ja auch das Mutterhaus in Landshut. Deswegen haben wir ja auch ein Ferienhaus in Lenggries, indem wir uns hin und wieder alle erholen können.
Gibt es etwas, daß du den Bloglesern gerne mit auf den Weg geben möchtest?
Ich habe ja vorhin von den Zeichen der Zeit erzählt. Unser Patron nach dem wir gegründet wurden der heilige Franziskus Solanus (1549-1610) war ja auch ein Reisender, jemand der sich um Kranke und Menschen kümmerte die Hilfe brauchten und genau diese Zeichen der Zeit sehr genau beobachtet hat.
Ich glaube, es ist nicht wichtig, daß es in ein paar Jahren vielleicht keinen Orden der Solanusschwester mehr gibt, es ist auch nicht wichtig, das es mich, Schwester Jutta gibt oder gegeben hat. Wenn es so gewollt ist, dann soll es so sein und es ist auch gut so. Aber was mir am Herzen liegt, ist das der Glaube in den Familien weitergereicht wird. Der Glaube an Gott und daran, daß jeder Einzelne soviel Gutes bewirken kann, daß er die Welt damit verändert.
Liebe Schwester Jutta, ich danke dir für deine Zeit und aus ganzem Herzen für dieses tief bewegende Gespräch mit dir. Du bist ein leuchtendes Beispiel für das was Glaube sein kann und daß Kirche nicht aus einem starrem Korsett aus Dogmen und auferlegten Glaubessätzen bestehen muß, sondern lebendig sein kann und durch Menschen wie dich heller als je zu vor leuchtet. Ich wünsche dir ( und natürlich auch Walter und Elsa, die weiterhin und auf ewig mit euch verbunden ist) und deinen Mitschwestern alles Glück dieser Erde und das die Sonne für dich scheint und dich wärmt, genau so wie du es für anderen tust.
Jetzt sind über fünf Monate vergangen, seit meinem ersten Gipfeltreffen und endlich, endlich darf ich jetzt darüber schreiben. Normalerweise möchte ich beim Gipfeltreffen ausschließlich über die Person schreiben, über die es tatsächlich geht, aber hier muss ich gleich eine Ausnahme machen, um die Geschichte zu erzählen die uns zueinander geführt hat. Auch wenn ich heute aus ganzem Herzen Wirtin vom Arzbacher Hof bin und das alles auch irgendwie als Berufung, Schicksal…empfinde, so war das nicht immer so klar wie heute. Manches Mal will das Leben, dass man erst einmal Abstand zu den Dingen bekommt und manches Mal muss man auch einen ganz anderen Weg einschlagen, um heraus zu finden was man wirklich will. Bei mir war das auf alle Fälle so. Und dieser Weg hat mich damals nach München zum Roten Kreuz verschlagen, um dort im biblischen Alter von 25 noch einmal eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester zu beginnen. Ich kann mich nur zu gut an damals erinnern, ich habe mich so auf die erste Psychologiestunden gefreut, einfach weil ich mich schon immer so dafür interessiert habe. Als dann Ralph (damals Herr Dr. Bethke) das Klassenzimmer betrat, erschien es mir mehr wie eine Bühne, als tatsächlich ein Klassenzimmer.
Die erste Stunde war als klassische Vorstellungsrunde gedacht gewesen, erinnerte aber mehr an einen Comedian Auftritt im positivsten Sinne. Das Eis war sekundenschnell gebrochen und von da an, wurden von uns allen immer die Tage gezählt bis der “Bethke” wieder als Dozent bei uns eingetragen war. Was mich damals so faszinierte war die Tatsache, dass Ralph uns Schülern alle im Lehrplan stehenden Themen auf eine so nachhaltige, größtenteils auch “unterhaltsame” Art und Weise vermitteln konnte, dass wir wirklich nichts mehr zusätzlich zu Hause lernen mussten. Manchmal hielten wir uns stundenlang mit einen Thema auf, ein anderes Mal waren wir wieder ganz schnell mit etwas durch, aber ausnahmslos immer hat uns der Unterricht auch persönlich etwas gebracht. Ralph ist meiner Meinung nach das leuchtende Beispiel was Schule sein kann. Ein Ort der Begegnung, des Austausches und des Wachstums. Und damit übertreibe ich auch gar nicht. Jetzt kam alles anders und trotzdem ich mich am Rotkreuzplatz und auch im Haunerschen Kinderkrankenhaus so wohl gefühlt habe, hat nichts daran vorbei geführt, diese innere Stimme zu überhören wieder einen Schritt zurück nach Hause zu gehen. Im ersten Moment fühlte es sich wirklich wie ein Rückschritt an, aber heute erst wird mir bewusst wie richtig und wichtig alles war und das wieder einmal alles auf wunderbare Weise zur richtigen Zeit passiert ist. Ein paar Monate später an einem Karfreitag ist Ralph und seine ganz zauberhafte Frau Angelika bei uns im Arzbacher Hof zum Essen vorbei gekommen. Was für eine Freude! Das war 2006 und seitdem ist daraus eine ganz persönliche Tradition entstanden und wir haben uns seither jeden einzelnen Karfreitag bei uns im Arzbacher Hof getroffen. Zu stundenlangen Gesprächen bei denen die Zeit grundsätzlich viel zu schnell vergeht und was bleibt ist die Vorfreude auf den nächste Karfreitag.
Nun hat es sich so zugetragen, dass wir nächstes Jahr für eine “freie Trauung” bei uns im Arzbacher Hof noch einen Redner gesucht haben und weil sich niemand besser eignet, ist und Ralph eingefallen. Zu diesem Anlass ist Ralph dann außerkarfreitaglich zu uns in den Arzbacher Hof gekommen. Und wie hätte dieses 1. Gipfeltreffen besser gepasst, als für diesen Tag?
Ich hatte noch ein Hochzeitsvorbereitungsgespräch im Arzbacher Hof und wir sind viel später los als ich allerspätestens wollte. Jeder der uns kennt, weiß dass das im Grunde fast immer so ist. Pünktlich zu sein fällt schwer, einfach weil tausend kleine Dinge passieren, die man immer irgendwie noch unter bekommen will. Doch am Ende des Tages schafft man es dann doch noch irgendwie. So habe ich schnell ein paar Getränke und eine Brotzeit eingepackt. Der Tank im VW-Bus war fast leer, also sind wir sicherheitshalber mit unserem Lieferauto, dem Ducato gefahren. Meine Nichte war längst schon da, um auf die Kinder aufzupassen. Baby Kati wollte mit, also habe ich sie auch noch eingepackt. Weil es jetzt wirklich eng würde mit der Zeit, habe ich für das erste Gipfeltreffen noch einmal die Sundraten ausgewählt. Das hat auch einen symbolischen Hintergrund, weil die Idee dazu ist ja auch während einer Sundraten Tour entstanden. Eigentlich ja noch viel früher, weil es ist ja gar nicht meine Idee. Vielleicht kann ich das Werner Schmidbauer eines Tages einmal fragen, was man sich da dabei gedacht hatte. 😉
Den Weg zur Sundraten habe ich euch ja schon beim letzten Mal beschrieben, doch jede Wanderung ist immer einzigartig. Besonders auch diese hier. Ich habe kein Fernsehteam, dass mit mir mitgeht und auch keine Kameras die alles Gesagte aufzeichnen, ich versuche einfach mir alles zu merken. Heute nach vier Monaten, fällt es mir immer noch relativ leicht, den Tag abzurufen. Wie das immer so ist bei Erinnerungen an ganz besondere Menschen und ich freue mich so, euch (endlich) mitzunehmen zum allerersten Gipfeltreffen mit Dr. Ralph Bethke.
Ralph kannst du uns kurz von deinem beruflichem Lebensweg erzählen?
Sehr gerne. Ich bin 1962 in München Sendling geboren. Dort lebe ich auch jetzt noch. Zwar bin ich immer wieder umgezogen, aber Sendling ist neben Landshut bis heute mein Lebensmittelpunkt geblieben. Ich bin ganz normal ins Gymnasium gegangen, bis die damalige Lehrerin meiner Mutter den Ratschlag gab, mich wegen meiner nicht ganz so guten Leistungen in Mathematik lieber einen “gescheidn Beruf” erlernen zu lassen. Ich war mir damals selbst nicht sicher, was ich wirklich wollte. So bin nach der 10. Klasse mit der mittleren Reife vom Gymnasium gegangen um erst einmal eine Ausbildung als Verlagskaufmann zu beginnen. Ich machte die Ausbildung zwar zu Ende, aber dennoch fühlte ich, das es das nicht ist. Ich wusste zwar nicht was ich genau werden wollte, wußte dafür aber das ich gerne lehrte, es liebte Dinge weitergeben und auch kein Problem hatte vor Menschen frei zu sprechen. Nach der Ausbildung habe ich das Abitur auf der Fachoberschule nachgeholt, habe Psychologie, Religionspädagogik und Religionsphilosophie studiert. Letzteres weil ich mir durchaus vorstellen konnte evangelischer Pfarrer zu werden, was zu dieser Zeit auch mein Wunsch war.
Darum auch Religionspädagogik und Religionsphilosophie im Nebenfach?
Ja genau.
Warum hast du dich dann letztendlich für einen anderen Weg entschieden?
Wäre ich diesen Weg zu Ende gegangen, so hätte ich den Menschen vor denen ich dann ja auch gepredigt hätte eine bestimmte Lehre gewissermaßen “aufdrängen” müssen. Ich würde mich selbst als tiefgläubig beschreiben, doch genau deswegen konnte ich letztendlich diesen Weg nicht in aller Konsequenz gehen. Ich bin überzeugt, dass es nicht die eine Wahrheit gibt und dass Religion immer auch etwas ist, das jeder Mensch für sich selbst herausfinden muss. Meine Aufgabe sehe ich mehr darin, dem Menschen zu dienen und ihn auf seinen Weg zu begleiten. Mehr unterstützend, nicht aber missionierend.
An dieser Stelle bleiben wir kurz stehen. Die Alpen vor uns färben sich rot-orangen und die Sonne ist gerade dabei langsam hinter den Bergen zu versinken.
Du arbeitest mittlerweile schon über 25 Jahre als freier Dozent an mehreren Schule in und um München. Dabei unterrichtest du hauptsächlich junge Menschen. Gibt es eine Tendenz, eine Bewegung im Moment, worüber du sagen könntest, das ist typisch für die jetzige Generation?
Ich würde sagen, das viele der jungen Erwachsenen heute gar nicht wissen wer sie selbst sind. Damit meine ich nicht diese Art von Orientierungslosigkeit die fast alle Jugendliche umgibt, ja die sie sogar brauchen, denn schließlich muss jeder Mensch sich erst langsam vortasten wer er ist und was er werden will. Es ist viel mehr, dieses Gefühl sich selbst so wenig zu kennen. Wo sind meine Stärken, meine Schwächen, meine Talente, meine Begabungen…usw. Es ist wichtig sich selbst reflektieren zu können. Was kann ich besonders gut, was liegt mir nicht so sehr. Erst wenn ich diese Fragen für mich beantworten kann, dann kann ich mutig und selbstbewusst ins Leben gehen.
Um heraus zu finden, was ich im Leben wirklich will?
Ja, denn ich als Lehrer kann meine Schüler ja immer nur begleiten, ihnen evtl. eine Hilfestellung geben. Die Antwort auf die Frage, wer bin und wo will ich hin, muss jeder individuell selbst für sich beantworten.
Du hast Psychologie studiert. Wenn du zum Beispiel Menschen im Alltag begegnest, kommt es da öfters vor, dass du sie unbewusst analysierst? Also zum Beispiel, dieser Mensch könnte dies oder das Problem haben?
Ganz ehrlich? Umso mehr Wissen ich mir auf diesem Gebiet aneignen durfte, umso demütiger wurde ich tatsächlich. Ich würde mir nie ein Urteil über jemanden erlauben, weil ich ihn ja gar nicht kenne, noch weniger die Gründe warum jener Menschen so geworden ist, wie er eben ist. Es wirken immer so viele Dinge gleichzeitig darauf ein und kein Mensch ist ja wie der andere.
Für dich spielt der Glaube ja eine sehr große Rolle und ich erinnere mich, als einmal im Unterricht die Frage aufkam, ob du persönlich an ein Leben nach dem Tod glaubst. Du hast damals gar nicht mit ja geantwortet, sondern ganz selbstverständlich und ausführlich davon berichtet, so als ob sich die Frage gar nicht stellen würde. Hand aufs Herz hast du nie daran gezweifelt?
Im Grunde nicht. Es ist für mich nicht eine Frage des Glaubens, mehr des Wissens. Darum zweifele ich auch nicht daran.
Warum bist du dir da so sicher?
Das kann ich dir auch nicht sagen. Es ist einfach so. Ein Buch welches mir zufällig zur rechten Zeit in die Hände fiel und mich sehr beeinflusst hat war das Schicksal als Chance von Thorwald Dethlefsen. Plötzlich war alles niedergeschrieben, was ich tief im Inneren eh schon immer gefühlt habe. Für mich war dieses Buch wirklich wie eine Offenbarung. Wie der Titel des Buches schon erahnen lässt, ist damit auch gemeint, dass wir immer auch die Aufgabe erhalten, die wir gerade brauchen und im Augenblick auch lösen können. Wir sind hier um zu wachsen. Mit jeder Aufgabe ein Stück mehr. Umso größer der Leidensdruck, umso dringender müssen wir unserem Leben eine Richtung geben. Und die geht möglicherweise ganz woanders hin, als wir uns das vorgestellt haben. Dabei wäre es doch so einfach. Achte auf deine Gefühle und du wirst deinen Weg wissen.
Gibt es dem noch was hinzuzufügen?
Nein, eigentlich nicht. Nur, das ich zugeben muss, dass das im Alltag nicht ganz so leicht ist. Ich selbst predige das ja auch immer regelrecht bei meinen Schülern, achte darauf ob es dir langfristig dabei gut geht, tut es das, dann bleibe dabei. Dann ertappe ich mich aber immer wieder selbst, wie ich mich bei verhältnismäßig kleinen Dingen immer noch aufrege und dann auch anders verhalte, obwohl ich es doch wissen müsste.
Hattest du persönlich einmal eine Krise, von der du sagst, diese hat alles verändert?
Tatsächlich keine einschneidende, erdbebengleiche Krise, von der ich sagen könnte, das hat alles auf den Kopf gestellt und von heute auf morgen verändert. Mehr die kleine Krisen, die einen aber dann doch aufstehen lassen, um etwas zu ändern.
Wir nähern uns dem Gipfel und als wir am Sundratenbankerl angekommen sind, dämmert es bereits. Leider habe ich auch keine Brotzeit a la Werner Schmidbauer mit selbstgebackenen Fleischpflanzerl vorzuweisen. Meine Brotzeit ist sagen wir mal so: eher einfach. ( Beim nächsten Gipfeltreffen dann!) Und weil ich wirklich selbst überrascht bin, daß wir doch so spät erst weggekommen sind, habe ich nicht einmal eine Taschenlampe eingepackt. Schnelle Brotzeit, ein paar Schlücke Weißbier und wir machen uns auf den Rückweg. Das obere Waldstückerl hat es in sich, langsam gehen wir den dunklen Steig nach unten. Irgendwann erreichen wir dann wieder die Lichtung und man kann zumindest jetzt wieder den Weg erkennen.
Ralph du hast schon an so vielen Schulen unterrichtet, unter anderem auch Schulen als Direktor geleitet, wirst du weiterhin unterrichten?
Wahrscheinlich werde ich irgendwie immer als “Lehrer” ( im Sinne von lehren) tätig sein. In der nahe Zukunft ist jetzt aber geplant, dass ich mich zusammen mit Angelika (Ralphs große Liebe und langjähriger Lebensgefährtin) nach und nach mehr in ihrer Praxis mit einbringe. Wir planen gemeinsame Seminare und sehen uns als spirituelle Lebensbegleiter und Berater. Meine Zukunft wird also sicher mehr in Landshut sein.
Gibt es etwas das du unseren Bloglesern mit auf den Weg geben möchtest?
Jeder von uns kann immer und überall da, wo er gerade ist, die Welt ein wenig besser machen… Wir sind das Licht der Welt – lassen wir es leuchten!
Spontan dein Lieblingslied?
Spontan würde ich nennen: Whitney Houston, The Greatest Love of all…
Als wir fast unten am Sundratenparkplatz ankommen sind, scheinen über uns die Sterne. Was für eine wundervolle Herbstnacht!
Lieber Ralph, ich bedanke mich bei dir für deine Zeit, deine ehrlichen Antworten und für das bewegende Gespräch. Ich habe dich für das erste Gipfeltreffen ausgesucht, weil ich es so wichtig finde was du machst und noch mehr wie. Jede Schule kann nicht genug gute Lehrer haben, die ihre Aufgabe so ernst nehmen und mit solchem Herzblut dabei sind wie du. Auf was für wunderbare Schulen könnten wir alle unsere Kinder schicken! Wo sie gesehen und gehört werden, wo Glück ein Unterrichtsfach ist und Liebe der Wegweiser. Und dass du und Angelika jetzt zusammen in der Praxis in Landshut arbeiten werdet, finde ich den besten Gedanken überhaupt! Ihr zwei zusammen könnt Berge versetzten, dass habe ich immer schon gewusst. Ich freue mich so auf euch und auf den nächsten Karfreitag. Danke am allermeisten dafür, dass ich euch kennen lernen durfte!
Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, ErdezuErde, AschezuAsche, StaubzuStaub
Heute am Aschermittwoch sind unsere Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen des Zugunglücks in Bad Aibling. Wenn so viele Menschen auf einmal in den Tod gerissen werden, dann macht uns das im ersten Moment fassungslos. Wir erahnen und fühlen das Trauma für die betroffenen Familien, welches sich dahinter verbirgt. Auch bei uns im Arzbacher Hof war heute wieder einmal eine Trauerfeier. Ich wollte schon so oft darüber schreiben, aber irgendwie scheint es mir besonders heute an diesem Aschermittwoch der richtige Moment dafür. Früher als Kind habe ich es nicht verstehen können, warum man nach einer Beerdigung sich noch einmal im Wirtshaus trifft. Vor Kummer würde man doch bestimmt nicht einen Bissen herunter bekommen. Das Wort “Leichenschmaus” habe ich nie gemocht, auch heute nicht. Ich würde mir einen neuen Namen aussuchen “Lebensfest” oder so.
Aber ich habe jetzt Jahre später den Sinn dahinter erkannt und auch die Wichtigkeit dieser alten Tradition. Ich habe Trauerfeiern erlebt, bei denen uns und dem gesamten Personal ganz seltsam zumute war. Einfach weil es sich um einen besonders traurigen Fall gehandelt hat. Das Schulkind, das gerade einmal ein halbes Jahr später zu ihrem Papa in den Himmel nachgefolgt ist. Der junge Familienvater der ganz plötzlich und unerwartet verstorben ist. Doch besonders da, mußte ich feststellen wie wertvoll es ist, wenn man nach der Beerdigung im engsten Kreis und auf einem neutralen Boden noch einmal zusammen kommt. Man redet über die verstorbene Person, weint und lacht, trinkt zusammen den Lieblingslikör oder wählt ein Gericht aus, das der Mensch um den man trauert zu Lebzeiten gerne mochte. Oft habe ich es als kurzes Durchatmen, als Kräftesammeln vor dem Weg nach Hause empfunden. Besonders bei ältern Menschen, wenn der Ehepartner mit dem man fast sein ganzes Leben lang verheiratet war gestorben ist, dann ist da oft diese Leere die in den ersten Tag zu Hause wartet, eine der größten Ängste. Wie gut es dann tut, noch einmal alle seine Lieben, Verwandten, Freunde um sich zu wissen. Das stärkt, keine Frage. Zusammen essen bedeutet, auch wenn es noch so sehr weh tut: Das Leben geht weiter. Das Wichtigste für uns ist immer, daß neben all dem gastronomischen Aspekten genügend Raum für die Persönlichkeit des Verstorbenen ist. Genau so als würde man ihm/ihr zu Ehren ein Fest ausrichten. Kerzen, persönliche Meükarten, Steine oder Tafeln mit den Namen oder Wünschen…es ist im Endeffekt egal. Aber es gibt nichts Schlimmeres bei einer Trauerfeier, als einen unpersönlichen und gefühlsarmen Rahmen. Das ist unter normalen Umständen schon schrecklich, für Trauerende ist es kaum auszuhalten. Es ist dann beinahe so, als würde man den Menschen, um den man trauert, gar nicht sehen oder würdigen. Denn Trauern ist Lieben. Umso mehr man in Verbindung ist, umso tiefer ist die Trauer. Trauer ist etwas dynamisches, das man nicht kontrollieren kann. Man kann sich nur öffnen und die Dankbarkeit zulassen die neben all den tausend Gefühlen ganz zum Schluß kommt. Die Dankbarkeit darüber daß man diesen geliebten Menschen getroffen hat und Zeit zusammen geschenkt bekommen hat. Ich bin oft berührt, so wie heute. Weil wieder eine ganz besondere Familie ihre liebe Oma mit soviel Gefühl und Herzlichkeit auf ihren letzten Weg begleitet hat und ich wünsche aus ganzem Herzen alles Gute. Trauerfeiern können traurig und schön zur gleichen Zeit sein. Versuche in jeder Situation aus der Liebe heraus zu handeln, halte dein Herz weit offen, das Leben ist endlich. Oft vergessen wir das. Ich habe einmal mit meinem Papa gewettet, daß wir uns alle einmal wiedersehen. 50 Euro für den der Recht hat. Eine gute Wette, weil ich ja sowieso nicht verlieren kann. Denoch bin ich überzeugt davon, das war immer schon so. Ich habe keine Ahnung woher das kommt, es ist mehr ein Urvertrauen in mir, daß es nur so sein kann. Und trotzdem, macht es mir Angst, wenn ich daran denke. Weil man alle Menschen die man liebt am liebsten nie loslassen möchte. Doch Leben ist Lieben. Trauern ist lieben. Es ist die Sehnsucht nach einander, die so sehr weh tut, aber die uns auch über uns hinaus wachsen lässt.
Und du? Richte dir ein Leben ein, in dem du von Liebe umgeben bist. Liebe muss fliessen, so wie ein wilder, klarer Gebirgsbach aus einer reinen, kraftvollen Quelle. Möge die Liebe immer in dir sein, denn sie wird dich durch und über alles tragen.
Aus ganzem Herzen M.
Bild M.Linke
Und ich möchte dir eine Frage stellen. Vielleicht musstest du schon einmal einen großen Verlust in deinem Leben erleben. Wie denkst du über Trauer? Was hat dir geholfen?
Irgendwie ist das schon immer lustig mit dem Fasching. Es gibt diesbezüglich immer nur zwei Kategorien Menschen. Die, die den Fasching lieben oder die, die laut eigener Behauptung einfach keine Faschingstypen sind. Von einem echten Kölner habe ich mir sagen lassen, daß das Wort Fasching alleine schon eine Beleidigung wäre, denn Fasching muß Karneval heißen. Und überhaupt wissen wir hier in Bayern gar nicht was ein richtiger Karneval ist, denn der geht bekanntlich ja schon im November los und nicht erst zwei Monate später. Am Sonntag ist in Lenggries wieder Faschingszug oder Maschkarazug, wie man bei uns in Oberbayern sagt. Das ist hier im Isarwinkel eine echte Rarität. In Lenggries findet dieser nur alle 5 Jahre statt und in Bad Tölz (Reichersbeuern) und meinem kleinen Heimatdörfchen Arzbach ist es sogar nur alle 10 Jahre soweit. Das macht die Umzüge dann aber erst wirklich besonders, weil man als durchschnittlich Sterblicher nicht allzu viel Gelegenheiten hat an so einem Ereignis dabei zu sein.