Anfang Juli wurde der Blog fünf Jahre alt. Ganz leise, so wie alles anfing. Das Schreiben jedoch begleitet mich buchstäblich seitdem ich schreiben kann. Weil ich doch Worte so mag. Und weil ich doch so überzeugt bin, dass wir alle unsere Geschichten erzählen müssen. So oft wie möglich. Nur wenn wir sie teilen und nicht nur für uns alleine behalten, gewinnen sie an Kraft.
Ach wie sehr ich doch all die bunten Geschichten selbst liebe! Wie oft konnte ich unseren Kindern gerade durch sie so viel besser erklären, was ich ihnen wirklich sagen wollte. Frau Störtebecker und ihre Zimtschnecken, der Wolkenkehrer Nimson, der Wunderlandzug, die verrückte Familie vom pinken Haus, für die wir immer noch keinen richtigen Namen gefunden haben…sie alle haben wir in unserer Phantasie gesponnen, bis sie fast real für uns wurden und auf einmal irgendwie zu uns dazugehörten. Ich habe ihnen versprochen, eines Tages schreibe ich unsere Geschichten auf. Nur noch mal zur Sicherheit, damit keine davon vergessen werden. Und vielleicht zum nochmal kurz Nachschlagen. Wie war das denn gleich nochmal…?
“Mama, woher kommen denn unsere Geschichten immer? ” fragt ihr mich dann. Ich könnte euch antworten, dass es da ein Bergwerk gibt, das ziemlich versteckt hinter den nebligen Blaubergen liegt. Nur Menschen mit einem reinem Herzen dürfen hin und wieder dort zu Besuch kommen. Massentourismus möchte man tunlichst und ausdrücklichst vermeiden. Deswegen findet man den Weg dorthin eher zufällig, auf alle Fälle nicht wenn man danach sucht. Genau in diesem Bergwerk sitzt ein kleiner, trolliger Zwerg, mit apfelroten Bäckchen und zerzausten, moosgrünem Haar, welches ihm in allen Richtungen zu Berge steht. Man munkelt, dass er entweder sehr alt oder entweder noch sehr jung ist. Wahrscheinlich von beidem ein bisschen. Auf jedem Fall, so sagt man, kennt dieser kleine Zwerg alle Geschichten dieser Erde. Die, die jemals erzählt wurden und ja sogar die, von denen noch keiner je gehört hat, weil es sie eben noch gar nicht gibt. Nur er allein entscheidet, welche Geschichten in die Welt getragen werden. Das ist wirklich eine immens wichtige Aufgabe!
Aber es ist schon auch so, dass mein Herz einfach immer schneller schlägt, wenn ich schreiben darf. Bei jedem Gipfeltreffen, wenn ich einen Menschen begegnen und ihn “sehen” kann. Über die Gedanken, die mich nachts nicht einschlafen lassen, ehe ich sie aufgeschrieben habe. Über die Texte, wenn ich nach Wörtern suche, bis ich sie schließlich unterwegs finde, um das zu beschreiben, was ich fühle. Tatsächlich sind es dann die Wörter selbst, die zu mir kommen, ich schreibe sie nur auf. Das ist schon alles. Es geht gar nicht um mich. Das ist mir wichtig. Ich möchte nur Geschichten erzählen…
So wie die von dem Wellenreiter, der ein Leben lang auf die perfekte Welle gewartet hat. Bis der Tag kommt, an dem alles anders ist. Weil der Wind von einer anderen Richtung weht, weil es sich anders anfühlt und weil er plötzlich mit absoluter Gewissheit weiß, dass es heute soweit ist. Dann wird er Zeit und Raum vergessen und sich auf den Weg machen. Er handelt nur noch nach seinem Instinkt und dann kommt sie ganz langsam aus der Ferne angerollt, gewaltig und sanft zugleich. Bald ist sie hier…die perfekte Welle! Ohne zu Überlegen schnappt sich der Wellenreiter sein Brett und schwimmt los. Seiner Welle entgegen, auf die er doch so lange gewartet hat! Für einen ewigen Augenblick sind sie eins, die Welle und er. Alles ist leise, alles macht Sinn und alle Fragen erschließen sich ihm, bevor er Sekunden später schon wieder auftaucht. Überglücklich. Glückstränenweinend und um am nächsten Tag einfach wieder ganz “normal” Surfen zu gehen.
Das ist mein Gefühl, das mich begleitet. Seitdem ich schreibe warte ich auf meine Welle. Die pefekte Welle. Auf den einen Text, der all das aussagt, was ich jemals sagen wollte. Weil ich weiß, ich habe ihn noch nicht geschrieben und weil ich weiß, dass ich solange warten muss, bis der Wind passt. Bis ich es in meinen Knochen spüren werde, bis mir alles sagt, jetzt. Los. Dann werde ich mein Board nehmen und ihr entgegen paddeln…meiner perfekte Welle. Bis dahin gehe ich noch ein bisschen Surfen.
(Bilder Titelbild M.Linke/ Laguna Beach und L.Linke/ Arzbach)
Liebe Michaela,
ich hoffe du findest deine perfekte Welle. Wenn es soweit ist, lass es uns wissen 😉
Beste Grüße aus Hamburg, Rita Moll
Das werde ich…danke dir sehr liebe Rita!