Letztes Wochenende wurde uns an eine ganz besondere Ehre zu teil. Wir durften anlässlich des Almbauertages drei Tage lang ein Festzelt für 1000 Personen organisieren und bewirten. Der Veranstalter des 68. Almbauerntag vom 09.-11.10.2015 war der Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern (AVO) zusammen mit der Gemeinde Wackersberg.
In der Nachkriegszeit herrschte große Not, da es an allen Dingen des täglichen Bedarfs mangelte. Es gab nicht annähernd ausreichend Nahrung, dazu fehlten Kleidung und Wohnung. Millionen Flüchtlinge kamen aus dem Osten ohne ein Dach über dem Kopf, ohne Arbeit – in ein Land mit zerstörten Städten und demontierten Industrieanlagen. Das Geld hatte keinen Wert mehr, der Großteil an Geschäften musste über den Tauschhandel abgewickelt werden. Der Überlebenswille der Menschen in der Zeit danach war aber besonders stark. Zu dieser Gruppe gehörten auch Georg Fischbacher vom Unterbuchberghof am Tegernsee und seine Mitstreiter in Sachen Almwirtschaft. Mit der Gründung des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) wollten sie gemeinsam das Land wieder aufbauen, durch einen Zusammenschluss aller oberbayerischen Almbauern bessere Lebensbedingungen für ihre Berufskollegen schaffen und aktiv und rührig ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Sie wollten nach Kräften am Wiederaufbau der Heimat beteiligt sein und nicht jammern und um Almosen betteln. Fischbacher verstand es, mit Überzeugungskraft und Überredungskunst alle positiven Kräfte in der oberbayerischen Almwirtschaft um sich zu sammeln. Das war eine Gruppe von aufrechten und vertrauenswürdigen Männern, die sich schnell den Respekt der Politiker und die Achtung der Behörden verschaffen konnten, die es auch verstanden, sachlich auf die Bedeutung der Almwirtschaft und ihre missliche Lage aufmerksam zu machen. Am 30. August 1947 fand im Sitzungssaal des “Landwirtschaftlichen Wochenblattes” in München die Gründungsbesprechung des “Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern” statt. Aus der Niederschrift über die Gründungsbesprechung geht hervor, dass sich die anwesenden 17 Almbauern für eine eigene Organisation aussprachen und einen Anschluss an den Bayerischen Bauernverband ablehnten. Georg Fischbacher bestand auf einer zwanglosen Organisation der oberbayerischen Almbauern zur Wahrung ihrer Interessen, die speziell bei den vielen Berechtigungsalmen in Oberbayern einer individuellen Lösung bedürfen. Im Rahmen dieser Gründungsbesprechung stimmten die Almbauern über die Vorstandschaft und die Einteilung der Bezirksalmbauernschaften ab. Die weiteren Organisationsaufgaben, die Aufstellung einer Satzung und die Eintragung des Vereins wurden der Vorstandschaft übertragen. ( Quelle www.almwirtschaft.net)
Einmal im Jahr treffen sich nun alle Mitglieder zur Hauptversammlung am Almbauertag. An diesem Tag wurden unter anderem langjährige Almleute geehrt, ein Festgottesdienst mit anschließendem Festzug abgehalten und natürlich darf dann auch ein Festzelt mit reichlich Bier und deftigem Essen nicht fehlen. Dieses Mal werde ich gar nicht soviel schreiben, sondern einfach einmal nur die Bilder für sich sprechen lassen, weil ich finde, daß es sie in diesem einen speziellen Fall viel mehr aussagen als tausend Worte.
Die Vorbereitungen zum Festzelt begannen schon ein halbes Jahr vorher, aber richtig konkret und auch greifbar ist es dann erst, wenn da Zelt steht.
Tausend Vorbereitungen, so viele Gedanken und irgendwann geht’s dann einfach los. Es ist ein bißchen so wie vor Prüfungen, wenn man das Gefühl hat, man könnte immer noch was anschauen, immer noch was verbessern. Und mit Sicherheit gibt es etwas, daß man beim nächsten Mal anderes machen würden. Etwas an das man gerade jetzt nicht denkt. Wir sind aufgeregt und voller Vorfreude. Das erste Mal Festzelt. Unglaublich.
Es ist angerichtet und kann endlich los gehen…
Freitag, 09. Oktober 19 Uhr. O’zapft is. 1.Tag. Zur Einstimmung das Weinfest vom Maßenclub mit der Band “Tiroler Ursprung” und die Erkenntnis des Tages, daß die Personaldichte im Service halbiert werden kann. Nicht wegen zu geringer Auslastung, sondern wegen Effektivität;-)
Tag 2. Samstag, 10. Oktober.2015 “Oimarisch g’spuid und g’sunga” Es spielen uns singen: die Musikkapelle Wackersberg, die Lärchkogel Musi und der Wackersberger Almchor. Hans Demmel moderiert den Abend, gewohnt souverän und äußerst unterhaltsam.
Der Almochs “Klitschko” vom hiesigen Bauern Alois Willibald und seiner Familie wird für seinen großen Tag am Sonntag vorbereitet. A Mordsviech so a Ochs.
Tag 3/ DER Almbauerntag. Gleich in der Früh klingelt das Telefon und der Hans Demmel ist dran. Der Festgottesdienst ist im Zelt und nicht wie geplant an der Pestkapelle. Umziehen, alles einpacken in Rekordzeit und rauf nach Wackersberg. Um 10 Uhr geht’s los, das Festzelt ist randvoll und wir startklar…
Film Festgottesdienst/Festumzug:
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…und dann war’s auf einmal vorbei das Almbauernwochenende und wir waren froh und glücklich. Einfach deswegen weil es eine so wertvolle Erfahrung für uns war und wir alle Eindrücke, all die “neuen” Dinge die wir dabei lernen durften mit zu uns in den Arzbacher Hof nehmen können. Und zum Schluß und am allermeisten bedanken wir uns bei allen Mitwirkenden, ehrenamtlichen Helfern, bei unseren Gästen und einfach bei jeden der den Almbauerntag in irgendeiner Art und Weise unterstützt hat. Vergelt’s Gott wie man bei uns in Bayern sagt aus ganzem Herzen. Ohne die ganze Unterstützung und das uns entgegengebrachte Vertrauen wäre das alles nicht möglich gewesen. Das ist uns klar.
Nach dem Abbau am Montag fahre ich noch einmal an dem Platz an dem noch einen Tag vorher so viele Menschen zusammen gegessen, Hacker Pschorr Bier getrunken und viel gelacht haben. Neue Geschichten die man sich später einmal erzählen wird sind entstanden und jeder sieht das Festzelt aus seiner eigenen Perspektive. Ein seltsames Gefühl über die leere Festwiese zu gehen. Es ist so wie wenn man eine Kerze ausbläst. Das Feuer erlischt zwar, aber die Energie bleibt noch im Raum. ( das habe ich einmal irgendwo gehört und ich finde den Vergleich an dieser Stelle sehr treffend) Ich schaue mich dankbar um und bin wieder einmal faziniert. Ich denke an meinen Mann, der das Zelt ja schon seit Monaten in seinem Kopf mehrmals auf und abgebaut hat. Ich bin kurz vorher dazu gekommen, als er es bereits sehen konnte und habe mich gerne an seine Seite gestellt und es mir zeigen lassen. Was alles möglich ist…
Was ich dir heute wünsche? Ich wünsche dir, daß du immer davon überzeugt bist, daß alles grundsätzlich möglich ist. Daß du keine Angst vor dem Unbekannten hast und daß du die gleiche Erfahrung wie wir an diesem Wochenende machen darfst: Es gibt immer genug Menschen, die hinter dir stehen und dir helfen. Einfach so und weil sie es gerne und aus ganzem Herzen tun. Ich bin mir sicher, alles Gute kommt zurück. An einer anderen Stelle, an einem anderen Ort.
aus ganzem Herzen, M.