Nach und nach ist es ruhig geworden im einst so belebten Tölzer Kurviertel. Zahlreiche namenhafte Häuser, wie das Haus Otto, die Villa Fiori und seit Dezember letzten Jahres auch der Jodquellenhof, mußten ihre Pforten für immer schließen. Das Heilwasser aus den Quellen der 1860 gegründeten Jodquellen AG (kurz Jod AG) war Voraussetzung für den Aufstieg von Bad Tölz zu einem international bekannten Kurort. 1930 wurde vom damaligen Jodquellen-Chef Anton Hoefter in Bad Tölz die größte Wandelhalle Europas mit 120m Länge errichtet. Am 1. Januar 1965 übernahm Max Hoefter die Leitung der Jod AG. Die Kur florierte – ein regelrechter Boom überrollte die Stadt Bad Tölz. Hoefter jedoch war zunehmend unzufrieden mit dem vom klassischen Kurgast dominierten Bild von Bad Tölz und suchte nach neuen Konzepten für junge Touristen und gründete als Folge daraus 1970 das Alpamare. 1977 wurde in Pfäffikon in der Schweiz ein gleichnamiges Bad eröffnet, welches 1999 an eine spanische Unternehmensgruppe verkauft wurde. Seit 2004 ist Anton Hoefter, der Enkel des Gründers, Vorstandsvorsitzender der Jodquellen AG. Das Alpamare war in den 80ger Jahren eins der Aushängeschilder von Bad Tölz. Es war das einzige “Spaßbad” in der nächsten Münchner Umgebung und deswegen ein äußerst gutbesuchtes und beliebtes Ausflugziel für alle Altersklassen, besonders für Familien und Kurgäste. (es wurden dort auch Anwendungen, Massagen etc…angeboten) Das Alpamare war ein sehr gepflegtes Bad, obwohl die letzten Jahre nichts mehr renoviert wurde, was sich dann auch negativ auf die Besucherzahlen auswirkte. Zeitgleich eröffnete 1999 die Therme in Erding, andere Schwimmbäder rüsteten auf und das Alpamare verlor langsam aber sicher an Attraktivität. 2009 gab es einen letzten Rettungsversuch, um mehr Publikum anzuziehen: Ein Konzept der “Tölzer Quellen” die größere Umbauten vorsahen, welches aber letztendlich nie umgesetzt wurde. Eine erhoffte finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Stadt wurde Ende 2009 abgelehnt. Mitte 2013 beschloß der Stadtrat die Möglichkeiten einer Finanzierung und ein neues Konzept, das den Umbau zum reinen Wellnessbad (ohne Rutschen) vorsah, erneut zu prüfen. Während der Verhandlungen zwischen Stadt und Jod AG gab es Gerüchte über eine mögliche Schließung des Bads. Die Verhandlungen scheiterten, woraufhin im März 2014 ein Bürgerbegehren initiiert wurde, mit dem Ziel die Stadt zu Investitionen in das Alpamare zu bewegen. Das nötige Quorum für einen Bürgerentscheid wurde zwar erreicht, ein solcher wurde aber vom Stadtrat aus rechtlichen Gründen nicht zugelassen
Wir waren gestern ein letztes Mal da um Abschied zu nehmen. Wir sind mit unseren Kindern oft Donnerstag abends für ein paar Stunden ins Alpamare gefahren. Meistens waren wir und ein paar wenige anderen Badegäste die einzigen Besucher dort. Wenn es auch für das Alpamare wenig lukrativ war, für uns war es jedes Mal wie eine Auszeit, ein im wahrsten Sinne des Wortes Abtauchen in eine andere Welt. Wir sind stundenlang gerutscht und hatten einen unglaublichen Spaß im Wellenbad, in den Thermalbecken oder im Hallenbad, wo im Viertelstunden-Takt ein angenehmer Sprühregen von der Decke nieselt. Gestern rutschten wir die Rutschen immer wieder und beim letzen Mal mit der Thriller schreien unsere Kinder aus einem spontanen Gefühlsausbruch heraus ganz laut durch den blinkend-schwarzen Tunnel, “Danke Alpamare für die scheene Zeit mit dir! Mach’s guad!” Sie berühren mit ihren kleinen Händen die funkelnden Wände beim Vorbeirutschen und da war ich doch tatsächlich ein bisserl gerührt. Sie haben einfach eine echte Verbindung zum Alpamare! So wie man das immer zu Orten hat, an denen man einfach eine gute Zeit hatte. Zum Abschluß rutschte Tommy zum ersten Mal den Corba Tunnel alleine und Leni die Alpa-Canyon! Die rote Rutsche, die ja eigentlich erst für Große ist! Kurze Überlegung, kleine Einweisung und weg war sie. Was man nicht alles macht, wenn man weiß, es ist die letzte Chance es zu tun. Beim Ausgang kauften wir hamstermässig Souvenirs. Baseballcapi’s, Pinn’s, Trinkbecher… als könnten wir so das Alpamare noch etwas länger am Leben halten. Wie bei einer künstlichen Beatmung, die keinen Sinn mehr ergibt, aber man einfach noch Zeit braucht die Geräte abzuschalten. (Weit her geholt? Keineswegs!) Und ich schließe mich unseren Kindern an: Pfiardi Alpamare, mach’s guad und danke für die schöne Zeit mit dir. Ein Stückerl Alpamare wird immer in unserem Herzen bleiben…was wünsche ich dir heute? Ich wünsche dir viel Platz für viele schöne Orte und Erinnerungen in deinem Herzen und das wünsche ich dir aus ganzem Herzen M.
P.S. Das Alpamare schließt am 30.August.2015. Über die weitere Nutzung des Areals sind sich die Stadt Bad Tölz und der Eigentümer noch nicht einig. Im Jodquellenhof sind derzeit politische Flüchtlinge untergebracht.