Wenn der Gast König und das Leben ein Fest ist

Wenn der Gast König und das Leben ein Fest ist

„Der Gast ist König.“ Dieser Satz wurde so oft zitiert und wenn ich auch weiß, was er in seinem Kern bedeutet, konnte ich ihn nie ganz unterschreiben. Ich glaube, wer in der Gastronomie arbeitet, dem sollte es wahre Freude bereiten Gastgeber zu sein und Menschen zu dienen. Genau in dieser Tätigkeit liegt eine tiefe Hingabe, so finde ich.


Ich hatte mal ein sehr langes und intensives Gespräch mit zwei Kinderkrankenschwestern, die beide in der Münchner Kinderonkologie arbeiten und darüber was im Gegensatz zu ihnen schon passiert, wenn uns ein Fehler unterläuft. Vielleicht sind die Kartoffeln versalzen oder ich kippe versehentlich ein Glas Rotwein auf das neue, fliederfarbene Sommerkleid eines Hochzeitgastes, was alles schon vorgekommen ist und was ich heute noch am liebsten ungeschehen machen würde. Aber im Vergleich zu dem sensiblen Umfeld in der Kinderonkologie, in der es sprichwörtlich um Leben oder Tod geht, ist das nicht im Ansatz zu vergleichen. Und da haben mir beide etwas sehr weises geantwortet, dass ich seitdem im Herzen trage und an das ich mich hin und wieder erinnere. Im Leben geht es darum sich gegenseitig „zu dienen“, sein Bestes zu geben, jeder das was er kann. Im Leichten, wie im Schweren und alles gehört irgendwie zusammen. „Was ist denn mehr Leben und Leichtigkeit als Essen, Trinken und zusammen feiern?“ hat mir einer der beiden Kinderkrankenpflegerinnen von damals geantwortet. Ich fand sie hat Recht und seitdem habe ich augenblicklich aufgehört, das eine wertvoller, als das andere zu betrachten.

Wenn wir neue Mitarbeiter bei uns einstellen, dann ist uns eine Sache besonders wichtig. Dieses Gefühl für den Gast. Ganz ehrlich, am liebsten würde ich jeden Gast umarmen, einfach dafür, dass er zu uns kommt. Nur deswegen gibt es ja den Arzbacher Hof und deswegen sind wir alle hier. Das Ziel ist, dem Gast eine wundervolle Zeit zu schenken. Am allerbesten in rauen Mengen, damit er eine große Extra-Portion davon mit zu sich nach Hause nehmen kann. Für den Service bedeutet das, authentisch und echt zu sein. Ich behaupte ja, dass Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit Grundvoraussetzungen sind. Wie Service funktioniert und das ganze Know-How drum herum, das ist erlernbar. Umso mehr Freude und Leidenschaft mit im Spiel ist, umso besser und umso schneller kommt man voran.

Die letzten Jahre haben wir im Arzbacher Hof dafür immer wieder Serviceschulungen angeboten. Für alle die richtig Lust hatten in der Gastronomie zu arbeiten, aber keine Ahnung davon, wie man zum Beispiel vier Teller trägt, ein Tablett richtig hält oder wie Weinservice funktioniert. That’s it! Es kommt vielmehr darauf an, ob jemand grundsätzlich in die Gastronomie passt. Die Sache mit der Freundlichkeit, wie man mit Gästen umgeht, deine Teamfähigkeit und deine Einstellung ganz allgemein. Gastronomie, das ist manches Mal anstrengend und oft harte Arbeit, aber macht mindestens genauso viel Spaß. Vorausgesetzt es ist deins. Authentisch kann man eben nur sein, wenn man sich in wohl fühlt, mit dem was man tut. (das trifft übrigens auf jede Art von Arbeit zu)

Ich persönlich finde, die mürrische Kellnerin genauso fehl am Platz, wie das aufgesetzte Lächeln von geschultem Fachpersonal, welches zu oft nur in auswendig gelernten Standardsätzen antworten kann. Ich muss den Mensch dahinter spüren und schon das Gefühl haben, dass jemand seine Arbeit gern macht, noch besser aufrichtig liebt. Aber was ist denn nun mit dem Gast? Ist er denn nun König oder nicht? Im Grunde würde ich sagen schon. Doch auch hier gibt es eine goldene Regel. König sein bedeutet nämlich auch dem Servicepersonal, den Köchen und Köchinnen, einfach allen die dazu beitragen, dass es dem Gast gut geht, auf Augenhöhe und mit echter Wertschätzung zu begegnen. Ich erinnere mich an eine Situation aus meiner Ausbildung, an dem mich ein Gast so respektlos behandelt hatte, dass mir aus reiner Hilflosigkeit die Tränen in die Augen stiegen. Ich machte damals einfach nur einen Fehler, weil ich eben gerade angefangen hatte zu lernen und weil ich es nicht besser wusste. Situationen wie diese waren Gott sei Dank die Ausnahme, aber sie haben mich geprägt. Ich glaube, Fehler zu machen ist unumgänglich und wichtig, besonders wenn man lernt. Ich würde sagen, man muss dabei unbedingt mutig und freundlich bleiben und genau das, macht wie so oft den Unterschied. Es immer jedem Recht zu machen, geht schlichtweg nicht. Das habe ich auch lernen müssen und es geht am allerwenigsten, wenn das Problem ganz woanders liegt. Du kannst versuchen einen Gast mit schlechter Laune zu überzeugen, dass es das Leben gut meint. Wenn du es schaffst, ist das ganz wunderbar! Wenn nicht, koche einfach weiter mit Liebe, dann schmeckt auch das Essen. Sei ganz einfach weiter freundlich & mutig und wenn du der Gast bist, dann genieße königlich. Sei manches Mal nachsichtig, wenn kleine Fehler passieren, wir sind alle Menschen, die nur ihr Bestes geben. Und das werden wir einfach weiterhin tun: unser Bestes geben und jeden Augenblick davon auskosten. Das Leben ist ein Fest und wir feiern es gerne zusammen mit dir. Jeden einzelnen Tag,  Und das Allerbeste ist es, wenn aus all den Königen einmal echte Freunde geworden sind.

Du glaubst nicht wie glücklich wir sind, dass du da bist. Danke dafür aus ganzem Herzen.