Dein Weihnachtsort

Dein Weihnachtsort

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit, die ja für uns eigentlich die “staade Zeit” sein sollte, ist uns manchmal alles zu viel. Mir kommt es so vor, als hätte ich in den letzten Tagen auffallend viele Gespräche darüber geführt wie anstrengend Weihnachten doch eigentlich ist. Der Arzbacher Hof hat seit gestern wieder geöffnet. Betriebsurlaub vorbei. Seit Wochen wird schon wieder alles vorbereitet und dekoriert. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie gehört das für uns so zu Weihnachten dazu, daß man ohne dieses ganze Drumherum gar nicht in die richtige Stimmung kommen würde. (Denke ich mal) Wenn alles zu viel, zu hektisch und zu laut wird, dann packen wir unsere Kinder ein und fahren nicht wie vielleicht angenommen auf den Christkindlmarkt, sondern an einen unserer magischen Orte. Dort wo es ganz leise ist und wir meistens die einzigen Menschen sind, die wir auf weiter Ebene sehen können.

Am Sonntag waren wir an einem dieser “unserer Lieblingsplätze” an der Isar, die Vorderriss. (hinterem Sylvenstein für alle die es nicht kennen, Sylvenstein hinter Lenggries, für alle die den Sylvenstein nicht kennen;-) Dieses ganz besondere Platzl strahlt soviel Anmut und Kraft aus, daß man automatisch ganz davon eingenommen und verzaubert wird. Ehrlich wahr! Unsere Kinder können stundenlang dort spielen. So frei, so grenzenlos.  Abends sind sie dann vor allem müde, aber auch erfüllt, glücklich mit rotglühenden Backen und dampfenden Köpfen unter den dicken Wintermützen. Und so denke ich mir, daß was da alles um uns herum passiert an Weihnachten, das was uns allen manchmal zu viel wird, weil es sich oft so sehr von dem eigentlichen Weihnachtsgedanken entfernt, das ist gar nicht wirklich Weihnachten. Weihnachten ist mehr ein Gefühl von Wärme, Familie, Zusammenkommen, Ruhe, am Kamin Geschichten erzählen oder Bratäpfelpunsch trinken. Ich wünsche dir, daß du ganz viele Orte kennst an denen du dieses Gefühl für dich findest. Das kann durchaus auch ein Weihnachtsmarkt sein. Was zählt ist was du fühlst. Weihnachten ist das Fest der Liebe, es wäre so schade, wenn es vorrüber zieht, nur weil man es nicht gehört oder gesehen hat. Atme tief ein und aus, schau in die Welt mit neugierigen Kinderaugen…und finde dein Weihnachten. Es ist überall, wo du es sehen kannst.

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Lieber Gott, danke für alles. Amen.

Lieber Gott, danke für alles. Amen.

Lieber Gott,

jetzt bin ich stolze 35 Jahre auf dieser Welt und heute möchte ich mich einmal ganz besonders bei dir bedanken. Nicht das ich das noch nie getan hätte, nein, ich tue das soweit ich mich erinnern kann genau genommen jeden einzelnen Tag in den letzten 35 Jahren.  Darum ist das Gute Nacht Gebet unserer Kinder ein sehr kurzes, aber dafür eines das alles aussagt was wirklich wichtig ist: Lieber Gott danke für alles. Amen. Seit ich mich erinnern kann, gab es keine Nacht an dem ich vergessen habe es zu beten. Ein einfacher Satz der uns begleitet und uns doch soviel bedeutet.

Als erstes, lieber Gott möchte ich dir für meine Kindheit danken, die so bunt war wie ein Strauß duftender Wiesenblumen im Sommer oder Blätter im Herbst, die fröhlich und unbeschwert durch die Luft fliegen. Ich habe mich so geborgen gefühlt, wie eine glückliche Raupe eingewebt in ihrem schützenden Kokon. Naiv und doch instinktiv wissend, daß da draußen noch etwas Großes auf mich wartet. Ich danke dir, daß dieses Kind von damals immer noch bei mir ist, weil wir sind über die Jahre die allerbesten Freunde geworden und ich wage mir nicht auszumalen wie es sein könnte, wurde man uns zwei trennen. Ich danke dir für die vielen wundervollen Menschen, die du in mein Leben geschickt hast. Danke für jede dieser Begegnungen die mich so sehr berührt und inspiriert haben. Für die, mit denen ich in Liebe verbunden bin. Und darauf kommt es an: daß wir in Verbindung bleiben und die Liebe zwischen uns hin und her fließen kann. Mühelos, so wie die Luft die uns umgibt und die wir einatmen ohne es zu merken. Ich danke dir auch für die Menschen bei denen es mir nicht leicht gefallen ist, diese Verbindung aufrecht zu erhalten und sie zu lieben. An dieser Stelle danke ich dir genau dafür, daß ich nicht aufgegeben und es geschafft habe, daß ich über den Dingen im Grunde auch hier nur Liebe empfinden kann. Ich danke dir, für die Erfahrungen die ich machen durfte, die guten und die weniger guten, daß ich daraus lernen durfte und daran wachsen konnte. Das Leben kann nur rückwirkend verstanden werden, daß hat schon Steve Jobs gesagt und der muß es doch nun wirklich wissen. Doch so war es doch auch. Wie vieles konnte ich erst im Nachhinein begreifen? Jahre später und hinterher hat es alles immer irgendwie einen Sinn ergeben, so als hätte sich jemand das ganz genau ausgedacht. Aber das warst ja du. Ich danke dir dafür, daß es mir leicht fällt mein Herz zu öffnen und zu verzeihen. Auch wenn es manchmal weh tut, ich würde es nie anders wollen. Ich danke dir, daß ich mich ausdrücken darf, daß ich gesund bin und genug zum Essen und Trinken habe. Das ist nicht selbstverständlich und der Mehrheit der Weltbevölkerung versagt. Wir sind alle gleich und eins, darum laß uns diese Welt als die unsere ansehen. Wenn sie überhaupt jemanden gehört, dann uns. Danke dir, daß ich lachen, tanzen, das Gute sehen und ich sein kann, wann immer ich das möchte. Danke für die vielen wunderbaren Reisen, die schönen Orte an die du mich geführt hast und für das Gefühl, daß du immer genau hinter mir gestanden hast um mich zu beschützen. Es hat mich innerlich weit und demütig werden lassen. Ich danke dir für die vielen Zufälle und glücklichen Fügungen, die ich bis heute noch nicht ganz ergründet habe, geschweige denn das ich sie erklären könnte. Zum Schluß bedanke ich mich für meine Familie, weil sie meine Familie ist und für mich damit die allerbeste Familie die es überhaupt gibt. Mein größtes Geschenk. Für immer. Für meine Freunde, meinen Mann und meine Kinder. Für mein Leben und dafür, daß ich so unglaublich gerne auf dieser Welt bin. Wie sehr würde ich mich freuen, wenn ich noch ein bisschen hier bleiben darf, weil ich einfach so sehr an allen und diesem Leben hänge. Nun ich bin mir sicher, auch das hast du dir besser ausgedacht als ich es je könnte und der Zeitpunkt wenn ich zu dir zurück gehen werde, ist längst bestimmt.  Egal was auch passiert – ich weiß ja, daß wir uns alle wieder sehen- aber dieses Leben wie wir es jetzt haben, leben wir in genau dieser Form nur einmal. Darum ist es auch so wertvoll und so unantastbar. Weißt du noch diese stillen Begegnungen und heiligen Augenblicke in denen du mir gezeigt hast das es dich wirklich gibt? Meine ganz persönlichen Erlebnisse mit dir und die Wunder die du zur richtigen Zeit geschehen lassen hast und damit jeden Zweifel einfach so und mit Leichtigkeit weggefegt hast. Danke für das unerschütterliche Urvertrauen zu dir. Und lieber Gott, weil es noch so vieles gibt, wofür ich dir danken will, mach ich es kurz. Danke aus ganzem Herzen. Für alles. Amen.

Und DIR wünsche ich ein langes, glückliches und lustiges Leben auf dieser wunderbaren Erde! Geniesse dein Leben, es wird nie mehr so sein wie es jetzt ist…und vergiß nicht, nie war der Himmel blauer als jetzt. Aus ganzem Herzen M.

Der Ernst des Lebens ist in Wahrheit lustig

Der Ernst des Lebens ist in Wahrheit lustig

Als im August der letzte Tag im Kindergarten nahte, hatte es angefangen. Dieses Gefühl, das besonders alle Eltern und auch sonst die meisten von uns irgendwann einmal kennenlernen.  Das Lebensabschnittsgefühl. Ich sah Leni vor mir, erinnerte mich genau an den allerersten Kindergartentag in der Biberbande. An die Tränen, ohne die es nie ganz geht. An diese Aufregung und die Neugier auf das Unbekannte die auch immer mit dabei ist, wenn etwas Altes geht und etwas Neues kommt. Die Erinnerungen stiegen ganz langsam vor mir auf, so wie Seifenblasen, die sich kurz in den schillernsten Farben vor meinen Augen präsentieren, bevor sie langsam Richtung Himmel fliegen, um erst dann leise zu zerplatzen, wenn ich es nicht mehr sehen kann.  Leni beim Kinder-Yoga, das Kuh Zeichen an der Garderobe, das jetzt zu Leonhard gehört und meine Hand die sie bei unseren ersten Malen auf dem Weg zum Kindergarten so fest gehalten hatte, dass ich sie am liebsten gar nicht mehr los gelassen hätte. Und nicht zu vergessen der Tag an dem Leni sechs wurde,  sich für einen Tag plötzlich in Elsa verwandelte und drauf bestanden hatte im Eiskönigin Kleid zum Kindergarten zu gehen schreiten.

Doch auf einmal war er dann da, der letzte Kindergartentag. Mein Herz war bis zum Rand gefüllt mit Wehmut und tiefer Dankbarkeit für diese wunderbaren Jahre. Wäre meiner Tochter auch nur ein Wort der Rührung über die Lippen gekommen, dann wäre dieses Herz definitiv übergelaufen. Doch Leni verabschiedet sich, souverän. Ist traurig und ist froh, aber eigentlich schon nicht mehr da. Zitternd hielt ich die Kamera in der Hand, aber keiner bemerkt es. So schickte ich in Gedanken nur noch einen stillen Gruß zu den heiligen Räumen in dieses kleine, behütete Nest der Isarbiber und zu unseren Erzieherinnen, weil sie so sind wie sie sind.

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Die Sommerferien vergehen. Wie erwartet unsagbar schnell und wir schweben weiterhin in diesem Vakuum des Lebensabschnittsgefühls, solange bis die Vorfreude alles übersteigt und der erste Schultag näher rückt.

15.September.2015/ 9 Uhr Wir stehen in der Aula der Wackersberger Grundschule und die Erinnerung an meinen ersten Schultag vor ungefähr 28 Jahren sind so klar und präsent, als wäre es gerade erst passiert. Ich sehe mich mit meinem pinken Pferdeschulranzen und damals noch selbstgekaufter Schultüte, genau an diesem Ort stehend. Deja vu. Als wir nach oben in die Klassenzimmer geführt werden, stehen die älteren Kinder der Schule den ganzen Weg von der Aula bis dorthin Spalier und die Schulhymne singend “I moag mei Wackersberg, i moag mei Fischbach, i moag die hohen Berg…” Herzschluchz. Gänsehaut. Der Schulchor hallt noch lange durch das ganze Schulhaus, als wir schon lange in den Klassenzimmern angekommen sind. Meine Blicke wandern durch die Räume die so anders sind als damals und doch erkenne ich alles wieder. Meine Gedanken fliegen zu dir…

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Meine allerliebste große Tochter,

jetzt bist du also ein Schulkind. Es ist an der Zeit, das spüre ich, aber trotzdem kann ich es fast nicht glauben. Du hast mich schon so oft überrascht, dass ich eigentlich gar nicht mehr überrascht sein müßte, wenn du das tust, aber heute hast du es wieder geschafft. Wie selbstverständlich und stolz du doch deinen Schulranzen trägst, so als hättest du genau das schon immer getan. Irgendwann bald, wirst du diese Zeilen selbst lesen können. Wie sehr ich mich doch für dich freue und auf alles was vor dir liegt. Ich wünsche dir, dass du eine ganz wundervolle Schulzeit hast! Dass du viele gute Freunde findest, tolle Lehrer und dort einfach eine gute Zeit hast. Ich  wünsche dir all die großen, wichtigen Dinge: dass du gesund, glücklich, mutig und stark bleibst.  Und wenn ich mir jetzt Fächer aussuchen könnte in denen du lauter Einser schreiben sollst, dann wären das keine Fächer wie du sie aus der Schule kennst:  Ich möchte, dass du träumen kannst. So gut, dass du manches Mal nicht mehr in der Lage bist zu unterscheiden, ob es nur ein Traum oder ob es die Wirklichkeit ist, die du siehst und glaube mir, genau das ist der beste Weg, damit deine Träume tatsächlich wahr werden können. Träume ausschließlich groß  und verteidige deine Träume wie eine Löwin, denn es wird dir sicher jemand begegnen der dir sagen wird, es wäre nur Zeitverschwendung. Sei geduldig und lerne zu warten und es wird zu dir kommen, das verspreche ich dir. Alles fängt mit einem klitzekleinen Gedanken an, einem Wunsch, einem Gefühl…warte bis es stark genug ist und dann gehe los, dahin wo dich dein Herz trägt. Und ich wünsche dir du bist gut im Verzeihen. Fehler machen gehört einfach dazu. So mache viele Fehler, aber lerne daraus. Es ist der schnellste und beste Weg um zu wachsen. Halte an nichts fest. Nicht an den Dingen und nicht an dem was gehen will. Es ist immer ein Zeichen, dass etwas Besseres nach kommt. Vertraue. Glaube – an dich und daran, dass es eine Kraft gibt die uns führt und zusammen hält. Es wird Zeiten geben in denen du diesen Anker in dir brauchen wirst. Und zu guter letzt, wünsche ich dir, dass du immer so lieben kannst, wie du es jetzt tust. Bedingungslos, so ehrlich, so rein, so dass es mich jedes Mal wieder in Mark und Bein erschüttert, wie es das jetzt tut, wenn ich in dein großes, gutes Herz sehen darf.  Alles andere sind nur Nebenfächer, Rechnen sowieso;-). Ich wünsche dir, dass du immer offen dafür bist zu lernen. Das du in Menschen lesen kannst wie in einem Buch, weil sie erzählen die großartigsten Geschichten. Ich wünsche dir und mir, (und uns) dass wir ein Leben lang in Verbindung bleiben. Weißt du noch, als du mir die Frage gestellt hast, was ich glaube, was mit uns passiert, wenn wir sterben? Ich habe dir gesagt, dass ich glaube, dass wir alle einmal wieder in den Himmel zurückgehen und uns überlegen, welche Rollen wir beim nächsten Mal auf dieser Erde spielen möchten. Da hast du gefragt: ” Aber Mama wie erkennst du mich dann?” Dann hast du lange überlegt und meintest: “Jetzt weiß ich’s, ich bin die mit dem Erdbeer-Bikini.” Ja, Leni das bist du. Die mit dem Erdbeer-Bikini und der Delfinschultüte. Und ja kein rosa. Ich werde dich immer wieder erkennen, da kannst du dir sicher sein…

In unendlicher Liebe deine Mama

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P.S. Der Ernst des Lebens ist in Wahrheit und das was du daraus machst und ich bin mir sicher, er ist so ziemlich lustig in deinem Fall!

Und was wünsche ich dir? Ich wünsche dir, dass du wachsam bist. Dass du bereit bist ein Leben lang zu lernen. Das du neugierig bleibst wie ein Kind und hungrig auf das Leben, weil das Alter keine Rolle spielt, sondern nur ein “Nebenfach” ist. Und das du nie aufhörst zu träumen. Träume groß und bunt! Aus ganzem Herzen M.

Im Fluß sein und der ganz besondere Sonntagsausflug

Im Fluß sein und der ganz besondere Sonntagsausflug

Warst du heute schon beim Canyoning oder kommst du gerade vom Gleitschirmfliegen? Vielleicht geht’s ja später noch zum Surfen in den Walchensee oder du paddelst gemütlich auf dem Sup (für alle die’s noch nicht gehört haben: Stand Up Paddeling, also wenn man stehend auf dem Surfbrett paddelt) die Isar runter? Es gibt so viele “Funsportarten” im Isarwinkel und der Alpencampingplatz wimmelt gerade zu von bewegungssüchtigen Abenteurern, kreativen Freigeistern und lebenshungrigen Sportlern aus aller Welt. Einer davon ist Ted Gertin aus Chile. In regelmäßigen Abständen taucht Ted immer einmal wieder bei uns auf. Er baut sein kleines Zelt am liebsten bei dem Bergerl auf der Wiese irgendwo zwischen den Dauercampern auf und ist uns jedes Mal ein äußerst gern gesehener Gast. Am Wochenende erzählte er mir und Tom an der Alpencampingrezeption, daß er morgen mit seinen Kindern eine Rafting Tour von Lenggries nach Bad Tölz macht und fragt uns, ob wir mit wollen. Wir lachen. “Ja, ja und dann fällt noch einer rein…Nein, im Ernst? Echt? Ja, klar wir kommen sofort mit!” Und am Sonntag war es dann soweit. Wir treffen uns um 10.30 Uhr bei Montevia, der Eventagentur in Lenggries bei der Ted arbeitet. Eine Gruppe wird gerade in Neoprenanzüge mit gelben Helmen verpackt, eine andere bekommt zeitgleich auf bequemen, in kreisform angeordneten Liegestühlen eine Einweisung über den anschließenden Raftingverlauf. Ted stellt uns seine bezaubernde Frau Timcsi und seine ebenso zuckersüßen Kinder Marisol und Eliel vor. Marisol ist 6 und bald ein Schulkind, so wie Leni. Und Eliel ist 5, Kindergartenkind, so wie Tommy. Paßt doppelt und perfekt. So wie das Wetter heute. Warm, aber nicht heiß. Wolken und Sonne. Ted verteilt Schwimmwesten und Paddel für alle und wir tragen das Boot einmal quer über die Straße zur Isar, wo es Ted und Timcsi noch einmal aufpumpen und wir alle „wichtigen“ Sachen in wasserdichte Riesensäcke verteilen.

IMG_8258Wir sehen uns um. Was hier alles los ist am Sonntag. Der alljährliche Isarlauf, Floßerfest in Lenggries, Seifenkistenrennen und Tölzer Tollhausfestival…wir für unseren Teil sind das nicht gewohnt. Sonntagsausflüge sind selten und wenn dann meistens in zwei Gruppen aufgeteilt so wie heute. Papa ist in Gruppe 1, den haben wir nämlich zu Hause am Herd gelassen. Gruppe 2 ist startklar.

Wir heben das Boot langsam in die Isar und wenig später sind wir auch schon mittendrin und treiben gemächlich vor uns hin. Ted gibt kurze, kindgerechte Paddelinstruktionen und erklärt wie wir uns beim Durchqueren der gleich folgenden „Isarburg-Stromschnellen“ verhalten sollen. Bei „alle ins Boot“ müssen alle in die Mitte des Bootes (dacht ich’s mir) und ein paar Tricks beachten z.B. wie man das Paddel richtig hält. Ein paar Mal geübt, alles verstanden. Die Kinder sind hellauf begeistert und wir alle fühlen uns wie echte Piraten auf hoher See! Was irgendwie noch authentischer wirkt, wenn Marisol und Eliel mit Mama und Papa spanisch reden. Für mich reden Piraten sowieso immer schon spanisch. Vamous pirata! Da Timcsi zur Hälfte aus Ungarn kommt, sind unsere Piraten dreisprachig unterwegs. Sagenhaft!

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Was mich immer wieder fasziniert ist, das sich die Isar nach jedem Hochwasser wieder komplett verändert. Das Ufer ist auf einmal auf der entgegengesetzten Seite, die Isar fließt links statt ursprünglich rechts und umgekehrt. Der Tag fließt überhaupt so herrlich dahin. Ich kenne ihn ja in und auswendig den Isarweg von Lenggries nach Bad Tölz. Ich frage mich wie viele Kilometer ich auf dieser Strecke schon geradelt und gelaufen bin? Jetzt ist auf einmal alles neu, eine ganz andere Perspektive. Irgendwie ruhiger, entschleunigter, so entspannt.

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Fast wie wenn man in einem Freiluft-Zug (ohne Dach) sitzt und die Landschaft an einem ganz laaangsam vorbei zieht. Immer wieder entdecke ich Dinge die ich so noch nie gesehen habe. Als wir in Arzbach angekommen sind meinen unsere Kinder, daß es hier ausschaut wie daheim, ja wir sind ja auch daheim. Sie erkennen ihren Kindergartenradlweg und sind erstaunt. Also er funktioniert auch hier, der Perspektivenwechsel.

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Wenig später machen wir eine kurze, herzhafte Brotzeitpause in Klein-Kairo. Ich frage Ted was aus Karl Heinz Fett geworden ist. Eine äußert interessanten Geschichte die ich vielleicht ein andermal hier erzählen darf. Karl Heinz Fett war ein ehemaliger Obdachloser, der einfach nur so angefangen hat an diesem Teil der Isar aus Steinen meterhohe Pyramiden zu bauen. Er hat sich selbst auch ein kleines Haus aus Steinen gebaut und dort in Arzbach in Klein-Kario wie er die kleine fiktive Stadt benannt hat, gelebt.

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Später wurde daraus eine Sehenswürdigkeit und die Stadt  Tölz hat Karl Heinz eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Derzeit lebt er in der Lebenshilfe in Bad Tölz. Er ist zu alt geworden, um die schweren Steine zu heben und von Klein-Kario stehen nur noch die vom Hochwasser verschonten Ausmauern. Eine von vielen unglaublichen Geschichten die uns die Isar erzählt.

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Die Ruinen der ehemaligen Wohnung des Pyramidenbauers

 

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Während wir essen, versteckt Ted den Piratenschatz für die Kinder. Fazit: Durch Stromschnellen fahren und Schatzsuchen macht Kinder glücklich.

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Und weil das so ist, geht’s auch schon bald weiter nach Bad Tölz. Ted macht Piratenmusik auf dem Handy an, wir spielen lustige Spiele bei dem sich das Boot dreht, wackelt und schauckelt.

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Um 14 Uhr sind wir am Moraltpark angekommen. Muy felix.

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Die Zeit verging so schnell, unglaublich. Unsere Kinder tauschen Telefonnummer aus, ob’s das bei den Piraten damals auch schon gab? Lieber Ted, liebe Timcsi, liebe Marisol und lieber Eliel, danke aus ganzem Herzen, daß ihr uns auf diese ganz wundervolle, kleine Reise mitgenommen habt. Besser hätte ein Sonntagsausflug nicht sein können.

Ich wünsche dir, daß du immer einmal wieder die Gelegenheit bekommst die Perspektive zu wechseln und die Dinge anders sehen kannst. Und daß das Gefühl “im Fluß zu sein” dich begleitet. Du musst nur los lassen und vertrauen. Am Ende kommst du immer an. Ganz von selbst.  Aus ganzem Herzen M.

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Der Arzbach – eine Liebeserklärung

Der Arzbach – eine Liebeserklärung

Mein liebster Arzbach,
jetzt kennen wir uns schon 34 Jahre und noch nie habe ich dir gesagt, was du mir tatsächlich bedeutest. Wie verliebt ich doch von Anfang an in dich war, damals als ich einen meiner ersten Schritte in dir gemacht habe. Was für ein Segen dich zu haben und neben dir aufwachsen zu dürfen! Über alle die Jahre bist du wie ein fester Anker für mich geworden. Weißt du noch die Indianerspiele und die Baumhäuser die wir immer in deiner Nähe gebaut haben? Ich fühlte mich grenzenlos frei neben dir und unendlich stark. Ich habe immer gedacht der Arzbach ist das Tor zur Welt und wenn wir unser Floß nur groß genug bauen würden, dann würden wir es eines Tages bis in Schwarze Meer schaffen.

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Weißt du noch, diesen wunderbaren Sommer, als wir unser Strandcafe eröffnet haben? Wir haben Sonnenschirme, Liegen und alles was wir sonst noch finden konnten nach hinten zu dir geschleppt und Sandkuchen aus Brombeeren und Grashalmen gebacken. Und Staudämme haben wir gebaut, meterhoch! Denn so kam es uns wirklich vor und wenn nach einem Gewitter alles wieder weggeschwemmt wurde, haben wir alles wieder aufgebaut, so als wäre es die normalste Sache der Welt. Unser Strandcafe war dann aber doch zu versteckt, als das daraus wirklich etwas werden hätte können. Damals waren deine Wege wild, verwachsen und verschlungen, wie die Arme eines Riesenkraken und dennoch fühlte ich mich in dir geborgen und gut aufgehoben. Denn das hast du immer getan: gut auf mich aufgepasst. Mein Platz war in deiner Nähe, dass wußte ich ganz genau. Einmal im Sommer 1990, ich war 9 Jahre alt, da konnte ich deine ganze Kraft sehen und spüren. Das erste und hoffentlich letzte Hochwasser, das ich mit dir erlebt habe. Für uns Kinder war das alles ein großes Abenteuer, weil wir die Tragweite noch nicht fassen konnten. Aber Gott sei Dank ist außer den Dingen niemanden etwas passiert. Die Geschichten von deinem großen Ausbruch, hallen bis heute in meinen Ohren nach. Man versuchte dich zu bändigen und aus den verwunschenen Riesenkrakenarmen ist heute tatsächlich ein ganz zahmes, großes Bächlein geworden. Aber wenn man genau hinschaut und das tue ich immer noch, dann kann man dein raues, leidenschaftlich und wildes Naturell immer noch erkennen.

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Was ich alles mit dir erlebt habe: meine ersten Schwimmversuche im Alpenbad, unsere stundenlangen Wanderungen und sogar meinen ersten Kuß. Wie könnte ich das alles vergessen? Jetzt habe ich auch noch das große Glück, dass auch unsere Kinder mit dir aufwachsen. Ich wünsche mir so sehr, dass sie ihre eigenen Geschichten mit dir erleben dürfen. Geschichten, die sich in ihr Herz einbrennen und zentimetertiefe Furchen hinterlassen, so wie in meinem. Vielleicht eröffnen sie irgendwann einmal ihr Strandcafe zudem echte Gäste kommen und nach Brombeergras-Sandkuchen fragen.

Die Wahrheit ist, ich habe dich immer geliebt, vom ersten Augenblick an und wahrscheinlich noch mein ganzes Leben lang. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es je anders gewesen sein konnte. Ich kenne so viele Stellen in dir, die nur ich sehen kann, so viele versteckte Orte und Winkel, die nur uns gehören. Und manches Mal, wenn uns die Luft zum Einatmen fehlt, weil gerade ganz viel um uns herum los ist, dann nehme ich meinen Mann und unsere Kinder an die Hand. Es sind nur ein paar Minuten dann sind wir da, bei dir, mittendrin und dann atmen wir tief ein und ganz langsam aus. Weil es hat schon John Lennon gesagt, don’t forget to breath in, unless you breath out.

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Abendspaziergang

Seitdem ich denken kann, trinken wir unser Wasser aus deiner Quelle, die so rein und klar ist, wie du für mich. Du warst meine erste große Liebe und sind dir auch noch viele große Lieben nachgefolgt, so kann ich dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass du immer noch an meiner Seite verweilst. Du bist meine Sicherheit, meine Heimat,  mein Urvertrauen und ein Stück von meinem Herz wird dir auf ewig gehören. Weil ich dich aus ganzem Herzen liebe. In tiefer Verbundenheit, deine M.

Und dir wünsche ich, daß du einen Ort (oder mehrere Orte) findest, der dich mit Liebe überschüttet. Einen geschützten Raum nur für dich, an dem du immer zurückkehren kannst, wenn auch nur in Gedanken und egal wie laut es auf dieser Welt gerade ist. Einen Ort an dem du zu Hause bist.

Das wünsche ich dir aus ganzem Herzen. M.

Wenn du willst lies gerne auch meinen post 7 Geheimtipps für den Isarwinkel

 

Alpenbad/Arzbacher Wasserfall;-)

Titelbild und Bilder M.Linke

Das Alpamare – eine Ära geht zu Ende

Das Alpamare – eine Ära geht zu Ende

Nach und nach ist es ruhig geworden im einst so belebten Tölzer Kurviertel. Zahlreiche namenhafte Häuser, wie das Haus Otto, die Villa Fiori und seit Dezember letzten Jahres auch der Jodquellenhof, mußten ihre Pforten für immer schließen. Das Heilwasser aus den Quellen der 1860 gegründeten Jodquellen AG (kurz Jod AG) war Voraussetzung für den Aufstieg von Bad Tölz zu einem international bekannten Kurort. 1930 wurde vom damaligen Jodquellen-Chef Anton Hoefter in Bad Tölz die größte Wandelhalle Europas mit 120m Länge errichtet. Wandelhalle BTAm 1. Januar 1965 übernahm Max Hoefter die Leitung der Jod AG. Die Kur florierte – ein regelrechter Boom überrollte die Stadt Bad Tölz. Hoefter jedoch war zunehmend unzufrieden mit dem vom klassischen Kurgast dominierten Bild von Bad Tölz und suchte nach neuen Konzepten für junge Touristen und gründete als Folge daraus 1970 das Alpamare. 1977 wurde in Pfäffikon in der Schweiz ein gleichnamiges Bad eröffnet, welches 1999 an eine spanische Unternehmensgruppe verkauft wurde. Seit 2004 ist Anton Hoefter, der Enkel des Gründers, Vorstandsvorsitzender der Jodquellen AG. Das Alpamare war in den 80ger Jahren eins der Aushängeschilder von Bad Tölz. Es war das einzige “Spaßbad” in der nächsten Münchner Umgebung und deswegen ein äußerst gutbesuchtes und beliebtes Ausflugziel für alle Altersklassen, besonders für Familien und Kurgäste. (es wurden dort auch Anwendungen, Massagen etc…angeboten) Das Alpamare war ein sehr gepflegtes Bad, obwohl die letzten Jahre nichts mehr renoviert wurde, was sich dann auch negativ auf die Besucherzahlen auswirkte. Zeitgleich eröffnete 1999 die Therme in Erding, andere Schwimmbäder rüsteten auf und das Alpamare verlor langsam aber sicher an Attraktivität. 2009 gab es einen letzten Rettungsversuch, um mehr Publikum anzuziehen: Ein Konzept der “Tölzer Quellen” die größere Umbauten vorsahen, welches aber letztendlich nie umgesetzt wurde. Eine erhoffte finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Stadt wurde Ende 2009 abgelehnt. Mitte 2013 beschloß der Stadtrat die Möglichkeiten einer Finanzierung und ein neues Konzept, das den Umbau zum reinen Wellnessbad (ohne Rutschen) vorsah, erneut zu prüfen. Während der Verhandlungen zwischen Stadt und Jod AG gab es Gerüchte über eine mögliche Schließung des Bads. Die Verhandlungen scheiterten, woraufhin im März 2014 ein Bürgerbegehren initiiert wurde, mit dem Ziel die Stadt zu Investitionen in das Alpamare zu bewegen. Das nötige Quorum für einen Bürgerentscheid wurde zwar erreicht, ein solcher wurde aber vom Stadtrat aus rechtlichen Gründen nicht zugelassen

Alpamare Abschied

Wir waren gestern ein letztes Mal da um Abschied zu nehmen. Wir sind mit unseren Kindern oft Donnerstag abends für ein paar Stunden ins Alpamare gefahren. Meistens waren wir und ein paar wenige anderen Badegäste die einzigen Besucher dort. Wenn es auch für das Alpamare wenig lukrativ war, für uns war es jedes Mal wie eine Auszeit, ein im wahrsten Sinne des Wortes Abtauchen in eine andere Welt. Wir sind stundenlang gerutscht und hatten einen unglaublichen Spaß im Wellenbad, in den Thermalbecken oder im Hallenbad, wo im Viertelstunden-Takt ein angenehmer Sprühregen von der Decke nieselt. Gestern rutschten wir die Rutschen immer wieder und beim letzen Mal mit der Thriller schreien unsere Kinder aus einem spontanen Gefühlsausbruch heraus ganz laut durch den blinkend-schwarzen Tunnel, “Danke Alpamare für die scheene Zeit mit dir! Mach’s guad!” Sie berühren mit ihren kleinen Händen die funkelnden Wände beim Vorbeirutschen und da war ich doch tatsächlich ein bisserl gerührt. Sie haben einfach eine echte Verbindung zum Alpamare! So wie man das immer zu Orten hat, an denen man einfach eine gute Zeit hatte. Zum Abschluß rutschte Tommy zum ersten Mal den Corba Tunnel alleine und Leni die Alpa-Canyon! Die rote Rutsche, die ja eigentlich erst für Große ist! Kurze Überlegung, kleine Einweisung und weg war sie. Was man nicht alles macht, wenn man weiß, es ist die letzte Chance es zu tun. Beim Ausgang kauften wir hamstermässig Souvenirs. Baseballcapi’s, Pinn’s, Trinkbecher… als könnten wir so das Alpamare noch etwas länger am Leben halten. Wie bei einer künstlichen Beatmung, die keinen Sinn mehr ergibt, aber man einfach noch Zeit braucht die Geräte abzuschalten. (Weit her geholt? Keineswegs!) Und ich schließe mich unseren Kindern an: Pfiardi Alpamare, mach’s guad und danke für die schöne Zeit mit dir. Ein Stückerl Alpamare wird immer in unserem Herzen bleiben…was wünsche ich dir heute? Ich wünsche dir viel Platz für viele schöne Orte und Erinnerungen in deinem Herzen und das wünsche ich dir aus ganzem Herzen M.
P.S. Das Alpamare schließt am 30.August.2015. Über die weitere Nutzung des Areals sind sich die Stadt Bad Tölz und der Eigentümer noch nicht einig. Im Jodquellenhof sind derzeit politische Flüchtlinge untergebracht.

 

Was ist Tradition und was bedeutet Glaube für dich?

Was ist Tradition und was bedeutet Glaube für dich?

An Maria Himmelfahrt (15.08) gibt es in Oberbayern eine alte Tradition. Die Mädchen (die Buben sind an Ostern dran mit Palmbüscherl und Osterfeuer) sammeln Kräuter und Blumen, um daraus die Frauenbüscherl zu binden, welche anschließend an Freunde und Familie verteilt werden. An Maria Himmelfahrt werden die Kräuterbüscherl geweiht und laut einer alten Tradition werden sie getrocknet und im Haus aufbewahrt. Im Herbst werden sie dann mit dem ersten Kaminfeuer verbrannt.(früher auch zum Schutz bei einem starken Gewitter) Sie sollen das Haus segnen und reinigen.

Ich habe als Kind auch schon immer mit meiner Mama die Frauenbüscherl gesammelt und gebunden. Idealerweise aus 16 verschiedene Kräuter, wie Brombeer- und Haselnußsträucher, Sonnenblumen, Königskerzen, Schafgarbe, Kamille, Pfefferminze, Vogelbeere, Wohlmuth, Johanneskraut, Sonnenhut, eine Rose, Melisse, Enzian, Getreide und ein Mooskolben. Aber ganz so eng muß man es dann nicht sehen, zumal es auch immer schwieriger wird tatsächlich alle Kräuter zu finden. Es ist wie beim Schwammerlsuchen von Vorteil, wenn man die richtigen Plätze kennt. Man kann die Büscherl dann auch mit Geranien und anderen Wiesenblumen aufhübschen, Hauptsache schön bunt. Trotz des saisonbedingten Zeitmangels wollte ich dieses Jahr unbedingt mit Leni die Frauenbüscherl austragen. Binden, Sammeln und zur Kirche gehen hat die Oma übernommen, aber irgendwann schaffe ich hoffentlich mal das ganze Programm. Zumindest habe ich beim Sammeln mitgeholfen und das Austragen alleine hat bei uns dieses Jahr gleich zwei Tage in Anspruch genommen.

Was ist Tradition? In Oberbayern gibt es ja immer noch zahlreiche Traditionen & Rituale und ich frage mich, was sie in der immer schneller werdenden Zeit für eine Bedeutung für uns haben. Für mich war es als Kind immer unwahrscheinlich wichtig am Abend vor dem Einschlafen zu beten. Das Beten war und ist für mich die Bestandsaufnahme des Tages, was ist gut gelaufen, was weniger und für was bin ich dankbar, was wünsche ich mir? Über diesen kindlichen, naiven Glauben, habe ich eine – das traue ich mich hier einfach einmal zu behaupten – intensive und tiefe Beziehung zu Gott aufgebaut. Ich glaube an eine Kraft, eine höhere, universale Energie die alles zusammen hält, die uns führt und aus der wir alle kommen. Alles ist eins. Ich glaube an Bestimmung, das alles seinen Grund hat, aber das wir es letztendlich selbst in der Hand haben uns für eine Richtung zu entscheiden. So ist es auch mit der Tradition. Sie kann gut oder schlecht sein, je nach dem auf welchen Weg sie dich führt. Nur weil etwas schon sehr lange auf eine bestimmte Art und Weise gemacht wird, heißt das noch lange nicht, daß es richtig ist. Schau doch auf die vielen Traditionen hin, die Menschen nicht vereinen, sondern sie trennen. Wie zum Beispiel die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Es ist Zeit all die auferlegten Dogmas loszulassen und zu hinterfragen. Dürfen dann Frauenbüscherl nicht nur Mädchen austragen und müßten sie dann korrekterweise Kräuterbüscherl heißen? Ich finde, es jedenfalls schön mit meinen Töchtern ein Ritual zu haben, das uns gehört. Frauensachen eben. Und weil ich weiß, daß wir alle Menschen sind, die sich nach Gemeinschaft und Nähe sehnen. Wie wertvoll doch jede Tradition ist die uns aufeinander zu gehen und ein Stückerl enger zusammen rücken läßt! Und wie war das noch mit dem Glauben? Es gibt so viele Dinge die können wir uns nicht erklären. Soviel das wir nicht einmal sehen können, wie die Luft die du gerade einatmest und doch ist sie da. Ich wünsche dir, daß du glauben und vertrauen kannst. Das das Leben für dich ein großes Wunder ist und du darüber staunen und dich freuen kannst, wie ein kleines Kind. Aus ganzem Herzen M.

Bild M.Linke 2015

Neue Wege und die Kuchenmarie

Neue Wege und die Kuchenmarie

Der Sommer hat uns ganz. Es ist gerade Hochsaison im Arzbacher Hof und auf dem Alpencampingplatz. Soviel zu tun! Du kennst es sicher auch das Gefühl, wenn du garnicht mehr weißt wo man am besten und als erstes anfängt. Und gerade dann ist es manchmal eine unbedingte Notwendigkeit einfach einmal etwas ganz anderes zu tun. Etwas das völlig kontrovers zum normalen Alltagsgeschehen läuft. Etwas das dich für ein paar Stunden genau da rausholt, damit du kurz Luft holen kannst und du dich wieder atmen hörst in deiner lauten Welt. So ging es mir gestern bei einem extrem chilligen, gemütlichen Tortenmodellierworkshop der Kuchenmarie in München. Allein schon der Name Kuchenmarie ist wie eine Zenmeditation. So wie auch die äußerst liebenswürdige, tiefenentspannte Dame die sich hinter der Kuchenmarie versteckt und im wahren Leben Sandra heißt. Ich würde ja so gerne gut backen können, kann es aber nicht. Aber ich bin überzeugt, daß ich es könnte, es sich nur noch kein Moment ergeben hat, an dem meine in mir schlummernde Begabung so wie heiße Lava aus dem inneren der Erdkruste langsam nach oben fließt konnte. (hohoho) So als ob man immer wußte, daß sie da ist, es nur nicht sehen konnte. Mit dem Tanzen geht es mir zum Beispiel auch so, nur mag ich es nicht besonders gerne, weil ich es eben nicht kann. Im Grunde aber glaube ich, wenn ich nur wollte…zurück zur Marie. Ich habe den Kurs meiner Patenkindnichte zu ihrem 16. Geburtstag geschenkt. Im Gegensatz zu mir macht sie nämlich ganz unglaubliche Torten und Kuchen! Wenn man 16 ist und solche Torten backen kann, dann sehe ich mich als Tante in der Pflicht dieses Talent in jeglicher Art und Weise zu unterstützen. Nicht nur aus eigennützigem Interesse was die Kaffeerunde an Familienfesten angeht, nein, wirklich um dieses Begeisterungsfeuer für so etwas Tolles wie das Backen, am brennen zu halten. Ich habe mich für diesen Workshoptag nur als Begleitung eingeteilt. Jemand der in der ersten Reihe dabei ist, um zu bezeugen, dass meine kleine Nichte wirklich unschlagbar ist und sollte sie wirklich doch noch Konditorin werden, ich es immer schon gewußt habe. Kuchenmarie erzählt von Fondant & Cakelace und ich höre alles was sie sonst noch sagt zum ersten Mal. Sie macht jeden der Schritte vom perfekten Eindecken einer Torte bis zum feinen Verzieren mit Zuckerblumen ganz genau vor und langsam tauche ich ein in diese neue Welt. Es ist im Grunde wie ein Bastelnachmittag mit unseren Kindern. Nach einiger Zeit vergißt man Raum und Zeit, es ist so herrlich kreativ zu sein! Mit uns sind noch weitere acht Workshopteilnehmer in dem kleinen, schnuckeligen Lädchen der Kuchenmarie eifrig am an ihrer Torte rumbasteln und am Ende ist jede davon für sich ein kleines Kunstwerke geworden.

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Ich staune und stelle fest, ich hatte nicht nur eine ganz wunderbare Zeit mit meiner Nichte, weil gemeinsam verbrachte Zeit immer noch das Beste bleibt. Sondern ich habe auch etwas Neues dazu gelernt, etwas was ich zuvor nicht kannte und etwas was ich jetzt ein bißchen kann. Es fühlt sich gut an. Mal sehen, ob ich das mit dem Tanzen auch noch einmal versuchen werden…ich wünsche dir, daß du immer neugierig bleibst und neue Dinge ausprobierst, die du noch nie gemacht hast. Das du neue Wege gehst, auf denen du noch nie zuvor gegangen bist und von denen du vielleicht noch gar nicht gewußt hast, daß es sie überhaupt gibt. Nur so findest du heraus was alles in dir steckt und mit jedem Mal auch ein kleines bißchen mehr, wer du wirklich bist. Das wünsche ich dir aus ganzem Herzen, M.

www.kuchenmarie.de
Bild M.Linke

 

Sommerkinder

Sommerkinder

Unsere Kinder sind eingeschlafen. In unserem großen Bett unter dem Sternenhimmel dieser lauen Sommernacht, der durch das weit geöffnete Dachfenster blinzelt. Sommer, Sterne und schlafende Kinder, eine zauberhaft anrührende Kombination. Wer hat sich so etwas Schönes nur ausgedacht? Ich denke an meine Kindheit und an den Sommer, an diese grenzenlose Freiheit. Als würde sich alles um einen herum ein kleines Stückchen ausdehnen und weiter werden. Dieses universale Gefühl mit jedem und allem verbunden zu sein hat sich als unerschütterliches Urvertrauen in mir festgesetzt. Alles ist gut, alles wird gut. Die Sommer bei uns bestanden in meiner Erinnerung immer aus blauen Himmel und Sonnenschein. Das es höchstwahrscheinlich auch mindestens genauso viel Regentage gab, habe ich ausgeblendet. Die paar wenigen an die ich mich erinnere, waren im Grunde nur eine Vorbereitung zur nächsten Hitzewelle. Der Arzbacher Hof und der Alpencampingplatz waren ein internationaler Treffpunkt und Austauschplatz für uns Kinder. Das wir verschiedene Sprachen gesprochen haben hat uns nicht gestört, weil wir auf einer ganz anderen Ebene kommunizierten. Wir sind morgens mit den ersten Sonnenstrahlen aufgewacht und zum Spielen nach draußen. Kurz vorm Dunkelwerden sind wir dann alle wieder nach Hause, um in unsere Betten zu fallen, todmüde, aber glücklich. Im Grunde eine Art Wanderzirkus, mit festem Standpunkt. Wir waren wie Reisende, die doch immer am selben Ort blieben. Die Geschichten und Abenteuer die wir mit unseren “Weggefährten” teilen durften waren kostbare Souvenirs aus den unterschiedlichsten Ländern, die wir sorgfältig in unserem imaginären Schrein stellten, um sie immer mit uns zu tragen. Jetzt beinahe fünfundzwanzig Jahre später, lebe ich immer noch an diesem kleinen Ort, der mir soviel bedeutet. Ich bin unendlich dankbar, daß unsere Kinder nun das Gleiche erleben dürfen. Ich sehe ihre Augen funkeln, wild, lebendig und so hungrig auf das Leben wie wir damals. Ich bin überzeugt, alles was wir im Moment für sie tun können ist ihnen diese Freiheit zu gewähren, die ich damals erfahren habe. Sie möglichst lange auf zu lassen, um jede Sekunde zu genießen. Um Glühwürmchen zu suchen, Walderdbeeren zu sammeln, Wassermelonen und Eis zu essen bis man Bauchweh bekommt.

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Das Bewußtsein, daß wir nicht alleine auf dieser Welt sind und das es noch so viele andere Menschen gibt. Vor Kurzem ist mir zufällig das beeindruckende Buch von Catharina Rust “Das Mädchen vom Amazonas” in die Hände gefallen. Eines der Bücher die man in einem Zug ausliest. Als Kind lebte sie in Mashipurimo, einem Urwalddorf am Amazonas. Während ihre Eltern, beide Deutsche, die Lebensweise der Aparai-Wajana-Indianer erforschten, wuchs sie wie eine Indianerin auf – fernab westlichen Komforts, doch aufgehoben in der Gemeinschaft eines Stammes. Vielleicht ist der Vergleich weit her geholt, aber ein bißchen erinnert mich ihre Geschichte auch an meine Kindheit in Arzbach. Das Indinanerspielen im Arzbach, die Lianen und Hütten die wir uns aus Seilen und Holz gebaut haben und das Empfinden, daß wir wertvoll sind und uns genügen. Wenn es notwendig wäre, hätten wir aber auch die Kraft die Welt zu retten. Ich wünsche dir, daß du darauf vertrauen kannst, daß unsere Erde ein guter Ort ist. Und du dich überall zu Hause fühlst, weil Heimat ein Gefühl ist, das in dir ist. Ich wünsche dir, daß das Kind von damals immer ein Teil von dir bleibt. Mögen alle Kinder ihren Platz im Leben finden, an dem sie sich zu Hause fühlen und den Raum & die Nähe die sie brauchen, um Flügel und Wurzeln zur selben Zeit wachsen zu lassen.
Aus ganzem Herzen, M.

Titelbild und Bilder M.Linke/Juli2015

 

 

 

Der Tag am See

Der Tag am See

Das Wetter in Bayern ist sensationell schön. Obendrein sind die Prognosen auch noch sensationell gut. Blauer Himmel und Sonne überall. Es ist erst dann richtig Sommer, wenn wieder über die Hitze gejammert wird. Das traut man sich nämlich nicht, wenn das Wetter zuvor wochenlang grottenschlecht war. Als könnte man durch “nur übers mieses Wetter reden” die Regenwolken wieder zurück locken. Schönes Wetter und Sommer bedeutet bei uns viele Menschen im Biergarten und auf dem Alpencampingplatz. Könnt ihr denn den Sommer auch genießen? Ihr bekommt ja gar nichts mit. Findet ihr denn auch ein bißchen Zeit für einander? So oder so ähnliche Fragen werden uns manchmal gestellt. Die Antwort ist immer leicht. Wir genießen den Sommer. Und wenn viele Gäste auch viel Arbeit bedeuten, wir lieben das. Frag doch mal Mick Jagger, wie ihm das so im Sommer geht, wenn er mit seinen Jungs auf Tour ist. Die sagen ja auch nicht, Mist, das Stadion voll, Sommer und heiß, wir würden dann jetzt mal lieber am See beim Grillen sitzen. So geht’s uns auch, wir wollen bei euch sein und ein verdammt “gutes Konzert” spielen, damit ihr am Ende alle gut gelaunt wieder nach Hause geht. Auf die Frage, ob wir denn Zeit für uns finden ist die Antwort nicht ganz so leicht. Vor 10 Jahren hätte ich mir das nur schwer vorstellen können, daß es jemanden gibt mit dem ich freiwillig beinahe immer zusammen bin. Ohne jeglichen Fluchtgedanken. Jetzt ist es genauso gekommen und wir sind sogar noch mehr geworden. Unsere Familie. Manchmal passiert dann etwas Seltsames. Obwohl wir uns ständig sehen, haben wir eine solche Sehnsucht nach uns. Ich weiß, schwer zu erklären. Heute war dieses Gefühl wieder besonders ausgeprägt vorhanden und wir haben dann spontan unser Boot auf unseren Bus gepackt, haben unsere Köchin und die Kellnerin angerufen, ob sie vielleicht eher kommen könnten und sind für ein paar Stunden verschwunden. Ich glaube wenn man seinem Gefühl folgt, besonders wenn es einheitlich stark ist, wird man belohnt. In unserem Fall mit einem magischem Tag an einem unbeschreiblich schönen See, gerade mal 30 Km von uns. Baby Kati ist im Wasser auf meinem Arm eingeschlafen, Tommy und Leni sind mit Papa Tom Bootgefahren, easy living für ein paar Stunden und das Bewußtsein, daß es so ein großes Glück ist, daß wir uns gefunden haben! Das größte Geschenk überhaupt – auf die Gefahr hin das sich das jetzt so kitschig wie eine Blumentapete aus den 70gern anhört. Ich wünsche dir, daß du immer deinem Herzen folgst, die Gefühle sind die Sprache in der es zu dir spricht. Du wirst sehen, du wirst belohnt werden. Ausnahmelos. Das wünsche ich dir aus ganzem Herzen und eine Gute Nacht, M.
www.walchensee.de
Bild M.Linke / Juli 2015